Alwin Ahlbory (l.) und Fritz Stasch
Alwin Ahlbory (l.) und Fritz Stasch Fotos: Archiv der EKiR

Kirchenkampf an Sieg und Rhein – die Pfarrer Alwin Ahlbory und Fritz Stasch

von Anna Neumann

17.08.2020

Mit den letzten sechs Kurzportraits werden Pfarrer der Bekennenden Kirche (BK) skizziert, die nur eine begrenzte Zeit auf ihren Stellen im Gebiet des heutigen Kirchenkreises Dienst taten.


Hier folgen zwei von ihnen, deren Leben besonders vom – unfreiwilligen – Kriegsdienst als Soldat geprägt wurde.

Alwin Lewin Wilhelm Ahlbory war nominell von 1938 bis 1950 gewählter Pfarrer in Herchen, Nachfolger des 1938 im Dienst der BK verstorbenen Pfarrer Wilhelm Hartig (siehe sein Porträt). Seine Amtsführung wurde jedoch bis 1947 durch den Kriegsdienst stark eingeschränkt.

Geboren am 8. März 1908 als Sohn eines Ingenieurs in Mülheim/Rhein, besuchte er das Gymnasium in Düsseldorf, studierte Theologie in Marburg, Berlin und Bonn, legte 1932 das 1. Theologische Examen noch beim Konsistorium in Koblenz ab, das 2. Examen 1934 bereits bei der BK in Barmen. Deswegen und wegen seiner Solidarisierung mit den „Jungen Brüdern“ der BK schloss ihn das Konsistorium – „Widersetzlichkeit gegen die Kirchenbehörde“ – von der weiteren Beschäftigung aus.

Es folgten BK-Ausbildungsdienste in Gummersbach, Elberfeld, an der Berufsschule Düsseldorf und Hilfsdienste in Güdingen, dann Herchen. 1938 wurde Ahlbory in Herchen zum Nachfolger Hartigs gewählt; da war er seit zwei Jahren mit Elisabeth Kuhn aus Herford verheiratet.

Die Quellen widersprechen sich zum tatsächlichen Antritt des Pfarrdienstes; die offizielle Amtseinführung erfolgte erst 1943. 1938 jedenfalls sperrte ihm als „Illegalem“ die Kirchenbehörde jegliche Zahlung, und 1940 stufte ihn die Gestapo als „politisch unzuverlässig“ ein.

Wie auch immer: Ahlbory wurde wie viele andere junge BK-Brüder zum Kriegsdienst eingezogen, zunächst als Marineartillerist auf Borkum, Sylt und Norderney, 1942 sogar als Offizieranwärter. Er erwarb sich das Kriegsverdienstkreuz I. und II. Klasse mit Schwertern, das heißt durch Kampfeinsätze – all dies auch von der BK-Führung erwünscht und begrüßt! Als nebenamtlicher Marineseelsorger geriet er in Kriegsgefangenschaft, dies noch bis 1947. Die neue Kirchenleitung bemühte sich lange um seine Freilassung.

Der enge Kontakt zum „Volk“ beim Militär war Ahlbory ein Herzensanliegen – so seine „Feldpost“. 1950 ging er von Herchen in die Lutherkirchengemeinde Düsseldorf und 1957 wurde er Militärdekan. 1959 starb er im Dienst. Die BK verzeichnet ihn wie Stasch an vorderer Stelle ihrer Mitgliedertafel.

Noch heftiger waren die Verhältnisse bei (Friedrich) Fritz Wilhelm Stasch, Vikar bei Superintendent Ernst Rentrop in Königswinter und im Hilfsdienst bei Pfarrer Edgar Boué, Oberkassel, 1933 bis 35. Auch ihn entließ in dieser Zeit das Konsistorium aus dem Dienstverhältnis wegen seiner Mitgliedschaft bei den „Jungen Theologen“ der BK.

Fritz Stasch war am 4. Januar 1909 als Sohn eines Fräsers in Essen geboren, hatte Theologie in Bonn, Tübingen und Marburg studiert, legte das 1. Theologische Examen 1933 in Koblenz und das 2. dann 1935 in Barmen (BK) ab.

Sein eigentlicher Leidensweg begann aber 1935 in der Gemeinde Marienberghausen, wo er erst 1938 gewählt und 1940 als Pfarrer bestätigt wurde. Seine dortigen Auseinandersetzungen mit dem Konsistorium füllen eine Akte; wobei wohl auch Gemeinde und Synode an der Agger lavierten, um einerseits seine Legalisierung zu erreichen, andererseits zur BK zu stehen.

Doch bereits 1939 wurde Stasch in den Kriegsdienst eingezogen, kämpfte im Partisanenkrieg auf dem Balkan, stieg zum Hauptmann auf und erhielt dabei schließlich das Eiserne Kreuz II. Klasse, das Infanteriesturmabzeichen (drei Sturmangriffe in vorderster Linie in Nahkampfsituation) sowie die Kroatische Große Silberne Tapferkeitsmedaille. Seine Feldpost zeichnet ihn als überzeugten BK-Anhänger wie gleichermaßen als einen harten Soldaten, der scharf das Attentat vom 20. Juli 1944 verurteilte. Ab Oktober 1944 galt er in den Kämpfen um Belgrad als vermisst; erst 1949 endete offiziell seine Pfarrdienst in Marienberghausen.

Auch diese beiden Schicksale – vermischt aus BK-Zugehörigkeit und Militärdienst – gehören zum Gesamtbild, das es zu bewahren gilt.

Beitrag: Dr. Holger Weitenhagen

Literatur-Empfehlung: Holger Weitenhagen, ‚Wie ein böser Traum …‘ Briefe rheinischer evangelischer Theologen im Zweiten Weltkrieg aus dem Feld, Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengesichte 171, Bonn 2006