Konfirmandin mit Gesangbuch und Blumen.
Geschenke, Gemeinschaft, Gemeinde: Nach der Konfirmation verändern sich die Verbindungen zwischen Konfirmierten und Gemeinden. Foto: Jens Schulze / fundus-medien.de

Wie Konfis und Gemeinden Kontakt halten

von Anna Neumann

25.04.2024

In diesen Wochen feiern die 28 evangelischen Gemeinden An Sieg und Rhein Konfirmationen. Den Konfirmationsgottesdiensten ist eine ein- oder knapp zweijährige Konfirmandenzeit vorausgegangen.


Nun, in der Konfirmation, bekräftigen die Jugendlichen ihren Glauben und ihre Zugehörigkeit zur Gemeinde. Die meisten sind dann 13, 14 Jahre alt. Die Konfirmation ist ihr Ja-Wort zur Taufe.

Und wie geht es nach der Konfirmation weiter? Echt unterschiedlich: manche Jugendliche stürzen sich ins Gemeindeleben, engagieren sich. Andere brauchen echt mal eine Pause von Kirche.

Erstmal andere Schwerpunkte

„Der größte Teil der Konfis kehrt der Kirchengemeinde nach der Konfirmation den Rücken zu, zumindest vorübergehend.“ So schnörkellos beschreibt Jenny Gechert die Lage, sie ist Jugendleiterin und Prädikantin der Evangelischen Kirchengemeinde Hennef.

Bernd Peters, Pfarrer in Neustadt-Vettelschoß, weiß aus Erfahrung: „Grundsätzlich sind die Konfis natürlich nach zwei intensiven Jahren etwas erschöpft und lassen die Sache mit der Gemeinde etwas langsamer angehen.“

Dr. Christian Jung, Gemeindepfarrer in Uckerath, meint entspannt: „Ganz grundsätzlich, finde ich, ist den Konfirmandinnen und Konfirmanden zu gönnen, dass sie nach der Konfirmandenzeit nicht mehr in der Gemeinde aufscheinen.“ Er weiß: „Sie setzen dann oftmals andere Schwerpunkte in ihrem Leben.“

Christian Jung ist sich sicher: „Wenn die Jugendlichen in ihrer Konfirmandenzeit einen Wohlfühlraum und verbindliche Bezugspersonen erlebt haben, hilft das beim Kontakterhalt.“ Egal ob aus gewisser Ferne oder auch in große Nähe: „Falls sie sich grundsätzlich zu Hause gefühlt haben, werden sie den Kontakt zur Kirche wahren.“

Teamer-Ausbildung ist eine Brücke

Was nicht heißt, dass die Gemeinde passiv bleibt: In Uckerath geschieht, was ganz viele Gemeinden tun: Sie bauen eine Brücke von der Konfi- in die nachfolgende Zeit über die Teamer-Ausbildung. Die Jugendlichen wechseln ganz einfach die Seite, erzählt Ute Krüger, Pfarrerin im Siebengebirge. Ein Klassiker: „Wir holen uns aus den Konfi-Jahrgängen die neuen Teamer.“

Startschuss dafür sind meistens ein paar lose Treffen mit den dienstälteren Teamer*innen mit einem Schnupper-Input, zum Beispiel: einmal selbst ein Spiel anleiten. Jedenfalls läuft es so in der Siebengebirgs-Gemeinde.

Auch in Hennef starten immer wieder ehemalige Konfis ein Engagement als Teamer*innen. Jenny Gechert erzählt, dass das Angebot zur Mitarbeit gut und gern angenommen wird, dass die dazugehörenden Treffen für ein Wir-Gefühl sorgen und dass viele Jugendliche dann über Jahre in der Gemeinde aktiv sind.

Egal ob erstes Treffen wie im Siebengebirge bzw. eine Art Grundschulung wie in Hennef – diese Initiativen münden schließlich in das Standard-Angebot der Evangelischen Kirche, die JuleiCa-Ausbildung, die mit der JugendLeiterCard zertifizierte Schulung, oder in ein Teamerschulungswochende im Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI). Das bewirkt Qualifizierung. Und: Wer leitet, gestaltet auch selbst, entwickelt sich weiter. Gern hilft es auch auf dem späteren Lebensweg, etwa bei Bewerbungen.

KonfiCamps verbinden neue und alte Konfis

Absolut verbreitet ist auch ein Kombi-Modell: Zahlreiche Gemeinden stellen KonfiCamps auf die Beine – und holen sich ehemalige Konfirmand*innen als Teamer*innen mit hinzu. Die Gemeinden Lohmar und Wahlscheid verzeichnen einen recht großen Run auf die Team-Plätze von Konfirmierten bei ihrem Konfi-Camp in den Herbstferien. Die aktuellen Konfis verreisen, Ehemalige fahren als Jung-Teamer beim übernächsten Jahrgang mit.

Thomas Weckbecker, Pfarrer in Wahlscheid: „Wir trauen den Konfis etwas zu, nehmen sie ernst, bieten ihnen Know-How und eine Möglichkeit sich einzubringen.“ Das Kombi-Modell gilt auch für die Segelfreizeit in den Osterferien und die Sommerfreizeit in Schweden. Auch da sind neue und alte Konfis gemeinsam unterwegs. Weckbecker: „Damit hoffen wir, den Samen der Gemeinschaft weiter auszubauen und den Jugendlichen eine gute Erfahrung mit auf den Weg zu geben.“

In der Evangelischen Kirchengemeinde Niederkassel nutzt rund ein Drittel der Konfirmierten die Chance, im Folgejahr noch einmal mit ins KonfiCamp zu fahren, berichtet Gemeindepfarrerin Dr. Katharina Stork-Denker. Auch Bad Honnef verbindet das KonfiCamp mit einer Teamer-Schulung.

Jan Busse, Gemeindepfarrer in Menden-Meindorf, berichtet von einem regen Jugend- und junge Erwachsenenleben, das „ganz viel mit dem KonfiCamp zu tun hat“. Denn viele ehemalige Konfis „fahren als Sechzehnjährige auf die Konfi-Freizeit mit“.

Jung-Teamerinnen müssen nicht in der Konfirmandenarbeit mitwirken. In Niederkassel lassen sich manche auch für andere Projekte gewinnen, etwa die Kinderbibelwoche. In der Gemeinde im Siebengebirge kann die Aufgabe beispielsweise darin bestehen, die Karnevalsfete zu organisieren. In Bonn-Holzlar haben zuletzt Ex-Konfis für Jetzt-Konfis gekocht.

„Die Tür offen halten“

Um es grundsätzlich zu sagen: Konfirmierte sind in allen möglichen Gemeinde-Angeboten willkommen. Aber, findet Wahlscheids Pfarrer Weckbecker: „Wir können nicht erwarten, dass die Jugendlichen sich von unserem Normal-Programm angesprochen fühlen.“ Deshalb sollte man sie nach ihren Wünschen fragen. Gut funktionieren nach seiner Erfahrung Angebote in Gemeinschaft. In Wahlscheid gibt es u.a. sehr offene Treffen und spezielle Gottesdienste.

Immer wieder sorgen Verantwortliche für spezielle Angebote an Konfirmierte. Neustadt-Vettelschoß hat experimentiert mit Fahrten ins Phantasialand, in den Movie Park, zum Bowlen. „Ein Nachtreffen mit Übernachtung wird gerne angenommen“, erzählt Pfarrer Peters. Und im nächsten Jahr wird zusammen zum Kirchentag nach Hannover gefahren.

Die Gemeinden Bad Honnef und Oberkassel-Königswinter kooperieren ebenfalls für ein Angebot im Anschluss an die Konfirmationen: Der „Kurztrip nach der Konfirmation“ hat eine Nacht in Koblenz zum Ziel. In Bonn-Holzlar gibt es einen Treffpunkt, der nur einmal im Jahr stattfindet, aber magisch alle (ehemaligen) aktiven Jugendlichen der Gemeinde zusammenbringt: die Feier an Heiligabend, nach dem besonderen 23-Uhr-Gottesdienst, in die Nacht hinein.

Nichts mit Schokolade hat das Angebot in Niederkassel zu tun: Der Offene Treff für „schon Konfirmierte und Interessierte“ wird liebevoll „SchoKI-Treff“ genannt und soll „die Tür offen halten“, so Pfarrerin Stork-Denker.

Nicht in Stein gemeißelt

Erstmal pausieren, ehrenamtlich mitarbeiten, ausgesuchte Angebote wahrnehmen: Den Konfirmierten bleibt die Wahl. Kontakt zu halten ist eine Einladung.

Aus vielen Gesprächen weiß Ute Krüger, Gemeindepfarrerin und zusammen mit Simon Schilling Synodalbeauftragte für Konfirmandenarbeit: Oft fragen Jugendliche und ihre Eltern, wie ausgeprägt denn der Glaube bei der Konfirmation sein „muss“. Wie viel Glaubensfreude und Glaubensfestigkeit muss ich aufweisen?

Dazu sagt Pfarrerin Krüger: „Glaube ist etwas Lebendiges. Manchmal ist er eine Stütze. Manchmal ist er brüchig. Er ist nicht in Stein gemeißelt.“ Wer sich konfirmieren lässt, bekräftigt, immer wieder nach Gott Ausschau zu halten und zu fragen. Und dabei hilft die Glaubensgemeinschaft, die Gemeinde. Deshalb ist es gut, Kontakt zu halten.

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