Julia Dönges (v.l.), Paula Friederich und Timo Siebigteroth.

Weihnachten – Familie steht sehr weit oben

von Anna Neumann

22.12.2022

Wie feiern sie Weihnachten? Welche Botschaft ist dran? Junge Leute aus Eitorf und Sankt Augustin über das alte neue Fest


Julia Dönges (20) absolviert ein duales Studium zur Steuerfachangestellten.

„Mir bedeutet Weihnachten sehr viel. Am Anfang steht der Gottesdienst. Seit meiner Konfizeit gehe ich in den Gottesdienst, immer. In meiner Gemeinde in Eitorf leite ich seit einiger Zeit das Krippenspiel.

Aber Weihnachten fängt für mich schon vorher an. Denn die Menschen sind alle so gut gelaunt, das finde ich am schönsten. Voriges Jahr musste ich am 24. Dezember morgens noch arbeiten. Getränkeladen. Das war richtig anstrengend. Wegen Weihnachten war wirklich viel los. Aber alle waren gut gelaunt.

Was die Bedeutung von Weihnachten angeht: Familie steht bei mir immer sehr sehr weit oben, aber auch Geborgenheit und Friede gehören dazu. Wenn ich im Heiligabendgottesdienst bin, vergesse ich, was auf der Welt passiert, vor allem das Schlimme.

Weihnachten ist die Zeit, in der wir als Familie und mit Freunden und Bekannten zusammen unterwegs sind. Wir verbringen wirklich intensiv Zeit miteinander, gehen zusammen aus zum Essen. Das hat auch damit zu tun, dass wir sonst nicht so dazu kommen. Meine Mutter und ich arbeiten tags, mein Vater als Konditor nachts, und mein Bruder ist Koch. An den Feiertagen haben wir gemeinsame Zeit.“

 

Timo Siebigteroth (21) hat im Sommer seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann abgeschlossen und ist nun in seinem Unternehmen in Sankt Augustin angestellt.

„Ich weiß, es klingt nach Standard, aber Weihnachten ist für mich wirklich das Fest der Liebe.

Es ist das einzige Fest mit der ganzen Familie – und ich habe eine wirklich große Familie, um die fünfzig. Wenn wir am 2. Weihnachtstag alle zusammen essen gehen, sind wir immer zwanzig Leute. Wir wechseln die Restaurants. Wohin es in diesem Jahr geht, weiß ich noch nicht. Mein älterer Bruder und ich wohnen beide mit unseren Eltern zusammen. Bescherung ist auch Heiligabend bei uns zuhause.

Ich bin eher die Ausnahme: Ich gehe Weihnachten zur Kirche. Dahin nehme ich meine Mutter mit. Früher habe ich das Krippenspiel mit vorbereitet, das schaffe ich in diesem Jahr wegen meiner Arbeit leider nicht – ich arbeite ja bis fünf in Sankt Augustin. Und die Konfigruppen beginnen schon um vier in meiner Gemeinde in Eitorf.

Liebe, Nächstenliebe und Friede sind für mich die wichtigsten Botschaften von Weihnachten. Das ist mir persönlich wichtig. Geliebt sein – das kann man an Weihnachten am besten weitergeben. Ich weiß: In der Familie kann man alles besprechen. Und ein harmonisches Miteinander ist das A und O für gute Gemeinschaft.“

 

Paula Friederich (24) wohnt in Sankt Augustin und arbeitet als Referentin für Medien und Kommunikation beim Evangelischen Jugendwerk Sieg • Rhein • Bonn.

„Weihnachten gibt mir einen Teil meiner Kindheit zurück. Wochenlang auf den 24. Dezember zu warten. Jeden Morgen das neue Türchen vom Adventskalender aufzumachen. Und jeden Tag ein bisschen mehr an die Weihnachtsgeschichte zu denken. Am 1. Weihnachtsfeiertag meine Oma zu sehen und ihre leckeres Weihnachtsessen zu essen. Heute ist jeder Tag gleich. Auch der 24. Dezember. Gefühlt der einzige Tag im Jahr, wo man sich intensiv mit dem Glauben und der Kirche beschäftigt. Ist das nicht schade? Früher hatten der Glaube und die Kirche viel mehr Zeit und Platz in meinem Leben. Taufe, Konfirmationen und regelmäßige Gottesdienstbesuche wurden vom Alltag verdrängt. Wenn ich an meine Kindheit denke, denke ich viel an die Kirche und die Zeit, die ich dort verbracht habe. Und genau das gibt mir Weihnachten für drei Tage wieder. 

An Weihnachten steht für mich immer die Welt kurz still. Kriege in der Welt werden für eine kurze Zeit vergessen. Der Klimawandel stoppt für einige Augenblicke. Und alles wirkt friedlich und harmonisch. Kann das nicht immer so sein? Gerade an Weihnachten fragt man sich, warum es Krieg geben muss, wenn doch alles so friedlich sein kann. Kennen Leute, die Krieg führen, das Gefühl von Friedlichkeit? Warum hat man nicht das Bedürfnis, immer friedlich zu sein?    

Seitdem ich mich erinnern kann, läuft jeder Heiligabend bei uns gleich ab. Wir gehen zusammen mit der Familie in den Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Menden und Meindorf. Man muss immer früh genug da sein, sonst gibt es keinen Sitzplatz mehr. Anschließend gibt es zuhause leckeres Raclette, gemütliche Musik und viele schöne Gespräche. Nach dem Essen wird zusammen aufgeräumt, sauber gemacht und wir setzten uns wieder an den Tisch. Jeder bekommt einen Würfel. Bei einer 6 darf man sich oder jemand anderem ein Geschenk vom Weihnachtsbaum holen. Nach der Bescherung spielen wir zusammen Gesellschafts- und Kartenspiele und lassen den Abend ausklingen. Weihnachten tut gut. Bitte und hoffentlich auch 2022.“