Delegierte der VEM-Vollversammlung bei einer Abstimmung. Foto: VEM

Vollversammlung der VEM – Neuen Moderator gewählt

von Redaktion EKASuR

28.09.2022

Unter dem Motto „Sei das Salz der Erde: gemeinsam handeln gegen Gewalt und Extremismus für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung“ findet vom 23. September bis 1. Oktober die VEM-Vollversammlung statt.


Mit einem Gottesdienst zur Einführung des neu gewählten Moderators und der 13 neuen Mitglieder des international besetzten Aufsichtsrats geht die 10. Vollversammlung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) zu Ende. Die Delegierten aus den afrikanischen, asiatischen und deutschen Mitgliedskirchen sowie den von Bodelschwinghschen Stiftungen haben wegweisende Beschlüsse über die künftige Zusammenarbeit innerhalb der internationalen Gemeinschaft von Kirchen getroffen.

Verabschiedet wurde beispielsweise ein Verhaltenskodex gegen Diskriminierung und Rassismus, der für die VEM mit ihren Mitarbeitenden, Freiwilligen, Mitgliedern der Leitungsgremien sowie für Veranstaltungen gelten wird. Die Mitgliedskirchen sind dazu aufgerufen, die in dem Verhaltenskodex beschriebenen Definitionen, Ziele und Verfahren auf den eigenen Kontext anzuwenden, um diskriminierende und rassistische Verhaltensweisen und Strukturen abzubauen.

Beschlossen wurde auch eine Vorlage zur gegenseitigen Anerkennung der Ordination innerhalb der internationalen Kirchengemeinschaft, um den Austausch von Theolog*innen zwischen den Mitgliedskirchen unter Anwendung gleicher Rechte und Pflichten zu erleichtern. Die Mitglieder der VEM werden gebeten, diese Vorlage für eine Zustimmung bis zur nächsten Vollversammlung im Jahr 2025 zu diskutieren.

Außerdem soll der Aufsichtsrat der VEM um einen Sitz pro VEM-Region erweitert werden, der dann jeweils mit einem jungen Erwachsenen aus Afrika, Asien und Deutschland zu besetzen ist. Auf diese Weise werden die jungen Erwachsenen mit drei Stimmen im Aufsichtsrat vertreten sein, statt der bisherigen einen Stimme für alle drei Regionen. Da mit der Erweiterung des Leitungsgremiums eine Satzungsnovellierung einhergeht, kann diese Änderung erst nach der Vollversammlung 2025 in Kraft treten.

Statement zu den aktuellen Krisen in der Welt

Unter dem Eindruck aktueller politischer Ereignisse und Krisen brachte die Vollversammlung in einem Statement unter anderem ihre tiefe Besorgnis über den anhaltenden Krieg in der Ukraine zum Ausdruck. Beklagt wurden das Blutvergießen, die Verluste an Menschenleben, das Leiden der Menschen und die humanitäre Krise mit Hunderttausenden von Kriegsflüchtlingen.

Darüber hinaus zeigte sich die Vollversammlung tief besorgt über Gewalttätigkeiten, Kriege, politische Unterdrückung, Einschüchterungen und Ungerechtigkeiten, von denen viele Schwestern und Brüder in der VEM-Gemeinschaft betroffen seien und deren Leid oftmals vergessen werde. Dies sei vor allem der Fall im indonesischen Westpapua, wo der langanhaltende Konflikt zu Menschenrechtsverletzungen wie willkürliche Verhaftungen, außergerichtliche Tötungen, Vergewaltigung und Folter unter der indigenen Bevölkerung Papuas führe.

Erwähnt wurde auch die humanitäre Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo, die mit brutalen Massakern an Frauen, Männern und Kindern immer dramatischer werde. Darüber hinaus geht es in dem Statement um die Situation in den Philippinen, die durch illegale Verhaftungen und außergerichtliche Tötungen kirchlicher Mitarbeitenden gekennzeichnet sei. Hingewiesen wurde auch auf das Leid der Millionen von Menschen in Sri Lanka infolge des durch Misswirtschaft und politische Korruption verursachten Staatsbankrotts.

Zudem führe die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen aufgrund wirtschaftlicher Interessen nicht nur zu Konflikten und wirtschaftlichen sowie sozialen Ungerechtigkeiten, sondern sie gefährde auch die letzten noch verbliebenen natürlichen Ökosysteme.

Die Delegierten waren sich darin einig, dass das Streben nach Gerechtigkeit, die alle Elemente der Schöpfung versöhnlich miteinbezieht, für die Kirche eine lebendige Vision sein müsse. Darüber hinaus verpflichteten sich die Mitgliedskirchen dazu, den Weg des interreligiösen Dialogs weiterzugehen, um spaltenden Kräften, Extremismus und Hass zu widerstehen.

Das vollständige englischsprachige Statement kann hier von der Website der VEM heruntergeladen werden.

Arbeitsthema der nächsten sechs Jahre

Unter Bezugnahme auf Matthäus 7,3: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Mitmenschen, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ legten die Delegierten auch das Thema für die Arbeit der nächsten sechs Jahre in der VEM fest, das wie folgt lautet: „Diskriminierung in Kirche und Diakonie“. Die Delegierten der VEM-Mitglieder werden auf Einladung der Region Afrika in 2025 in Daressalam bei der Ostküsten-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT-ECD) wieder zusammenkommen.

 

Neuer Moderator der VEM: Abednego Keshomshahara Foto: VEM

Die Delegierten VEM-Vollversammlung haben den tansanischen Theologen Dr. Abednego Keshomshahara zum Moderator gewählt. Die Legislaturperiode beträgt sechs Jahre. Keshomshahara ist Leiter der Nordwest-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania. Der Theologe hat die internationale Kirchengemeinschaft bereits als VEM-Stipendiat während seines Promotionsstudiums in Deutschland von 2003 bis 2008 kennengelernt. Er ist seit 2016 Mitglied im Aufsichtsrat der VEM und stand als einziger Kandidat für die Position des Moderators zur Wahl.

Darüber hinaus wählte die Vollversammlung jeweils vier Repräsentant*innen aus Afrika, Asien und Deutschland sowie einen Jugenddelegierten in den 14-köpfigen Aufsichtsrat der VEM. Die Auswahl der Kandidat*innen für das internationale Leitungsgremium berücksichtigte ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis und Verhältnis von Laien und Theolog*innen.

Die Region Afrika wird künftig durch folgende Personen im Aufsichtsrat der VEM vertreten sein: Henriette Malinyota aus der Demokratischen Republik Kongo, Vuyokazi Christine Vinqi aus Südafrika, Bischof Mothusi Letlhage aus Botswana und Bischof Gehaz Alex Malasusa aus Tansania.

Aus der Region Asien wurden gewählt: Simpon Ferdinant Lion aus dem indonesischen Kalimantan, Pfarrerin Fransina Yoteni aus dem indonesischen Westpapua, Ephorus Robin Butarbutar aus dem indonesischen Sumatra und Bischof William P. Ebenezer Joseph aus Sri Lanka.

Die Region Deutschland wird künftig repräsentiert von Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen von der Evangelischen Kirche im Rheinland, Annette Salomo von der Evangelischen Kirche von Westfalen, Pfarrer Thomas Fender von der Evangelisch-Reformierten Kirche sowie Pfarrer Bernd Müller von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Die Jugend aus den drei VEM-Regionen wird durch Mikhael Sihotang aus Indonesien im Aufsichtsrat vertreten sein.

 

Die Moderatorin der VEM, Pfarrerin Rosmalia Barus (v.l.) und Norita Novalina Sembiring, beide von der indonesischen Karo-Batak-Kirche, Pfarrer André ba lIkabe Bokundoa, Kirchenleiter der Evangelischen Kirche Christi in der Demokratischen Republik Kongo in Stellvertretung von Georges Nkuwa Milosi, und Katarina Lange von der Evangelischen Kirche im Rheinland. Foto: Martina Pauly/VEM

Während des Studientags der VEM-Vollversammlung wurde die englischsprachige Essaysammlung „Building inclusive Communities – How Can Churches Fight against Discrimination, Exclusion and Violence?“ vorgestellt; zu deutsch: „Inklusive Gemeinschaften aufbauen – Wie können Kirchen Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt bekämpfen?“ Die 25 Essays haben junge Autor*innen aus Afrika, Asien und Europa geschrieben. Sie hatten an einem Aufsatzwettbewerb anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Internationalisierung der VEM teilgenommen.

Als Aufgabe war vorgegeben, Reflexionen über die aktuellen Herausforderungen der Kirchen anzustellen. Die Autor*innen beschäftigen sich mit Menschen, die Opfer von Diskriminierung und Gewalt sind und von ihren Kirchen nicht oder nur unzureichend wahrgenommen werden. Die meisten der eingereichten Aufsätze thematisieren unterschiedliche Formen von Gewalt und das Zusammenleben in einem multireligiösen Kontext. Als kirchliche Herausforderungen wurden auch Versöhnung, Armut und Drogenabhängigkeit thematisiert.

Während der Buchvorstellung wurden drei Autor*innen für ihre herausragenden Essays ausgezeichnet: Norita Novalina Sembiring aus Indonesien mit ihrem Essay über die Unterstützung der Opfer von Naturkatastrophen, Georges Nkuwa Milosi aus der Demokratischen Republik Kongo mit seinem Aufsatz über „Hexenkinder“ in Kinshasa und das Schweigen der Kirche sowie Katarina Lange aus Deutschland mit ihrer Ausführung über die Situation alleinerziehender Eltern als Herausforderung für Mission und Diakonie. Ihre Prämien betragen 1.500 Euro, 1.000 Euro und 500 Euro. Die Auswahl traf eine internationale Jury, bestehend aus Professorin Dr. Claudia Jahnel, Professor Dr. Dennis Solon und Dr. Jean Mutombo. Georges Milosi konnte wegen eines USA-Aufenthaltes seinen Preis nicht persönlich entgegennehmen.

Jurorin Claudia Jahnel: „Besonders beeindruckt hat mich bei vielen Artikeln, dass sie Stimmen zu Gehör bringen, die ansonsten oft nicht gehört werden. Das halte ich für zentral. Des Weiteren hat mich beeindruckt, dass sie nicht nur die Gesellschaft mit ihren Herausforderungen anprangern, sondern auch ein selbstkritisches Wort an die Kirchen richten, zum Beispiel dass die Kirchen bei den Kindern, die als Hexen dargestellt werden, ihre Stimme erheben müssen.“

Die Essaysammlung kann hier von der Website der VEM kostenfrei heruntergeladen werden.

Mit einem Gottesdienst in der Dortmunder Reinoldikirche wurde die 10. Vollversammlung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) eröffnet. Vertreter*innen der 39 Mitglieder aus Afrika, Asien und Deutschland gestalteten den Gottesdienst. Er stand  unter dem Motto der Vollversammlung „Sei das Salz der Erde: gemeinsam handeln gegen Gewalt und Extremismus – für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung“.

Die aus Indonesien stammende Moderatorin der VEM, Pfarrerin Rosmalia Barus, erinnerte daran, dass die Kirchen dazu verpflichtet seien, Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung in die Welt zu tragen und dass diese Aufgabe auch bedeuten könne, Opfer zu bringen.

Unter Bezugnahme auf das Leitmotiv der Vollversammlung unterstrich die westfälische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in ihrem englischsprachigen Grußwort: „In den verschiedenen Kontexten, aus denen wir kommen, erleben wir alle in zunehmendem Maße Gewalt, Extremismus und Fremdenfeindlichkeit, aber wir sind in unserer gemeinsamen Mission als Kirchen miteinander vereint.“

Sie bezog sich auch auf das Motto der kürzlichen Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Kurschus: „Gemeinsam sind wir in dem Wissen vereint, dass wir alle der Liebe Christi und dem Streben nach Frieden und Versöhnung verpflichtet sind. Und in der VEM machen wir das wirklich gemeinsam auf Augenhöhe.”

Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die Vollversammlung der VEM in den nächsten Tagen darüber diskutieren werde, wie man die Welt ein wenig heller machen könne. „Eine Kirche, die nur um ihrer selbst Willen existiert, wäre ein Widerspruch in sich selbst. In diesem Sinne muss die Kirche bereit sein, Widerspruch zuzulassen, auch wenn dieser unpopulär is“.,

Die 69 Delegierten der internationalen Gemeinschaft von evangelischen Kirchen aus drei Kontinenten treffen sich noch bis zum 1. Oktober 2022 in Villigst. Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium der VEM und tritt in der Regel alle drei Jahre zusammen. Sie ist die bedeutsamste Gelegenheit, bei der die Vertreter*innen der 38 Mitgliedskirchen und der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel an einem Ort zusammenkommen, um gemeinsam zu beten, beraten und zu feiern.

 

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