Tun, was Gemeinde aufbaut
von Anna Neumann
28.09.2020
Warum weinen Sie der DDR keine Träne nach?
Ein solches System verkrümmt die Menschen. Mein Vater war Pfarrer, ich habe Kirche im Widerstand erlebt, war keine Pionierin, bin nicht zur Jugendweihe gegangen, war nicht bei der Wehrerziehung. Es war eine schmerzhafte Erfahrung, immer und überall beobachtet zu werden. Es war fürchterlich. Als die Mauer fiel, eröffnete sich mir eine freie Welt.
Sie schlossen Ihre Krankenschwesterausbildung ab und begannen Ihr Theologiestudium.
Genau, bei Humboldts, in Berlin. Das war cool, denn wir konnten in der Uni ganz neu denken und nachdenken. Wir mussten zwar zusehen auch zu lernen, aber wir konnten auch aussuchen, was wir lernen wollten und auch an anderen Fakultäten Gasthörer sein. Das war im besten Sinne humboldtianisch. Und es herrschte eine tolle Aufbruchstimmung.
Warum sind Sie jetzt in den Westen gegangen?
Mich verbindet eine lange Freundschaft zu Bonn durch die Partnerschaft der Kirchenkreise Bonn und Nauen / Rathenow. Mein Lebensgefährte lebt in Sankt Augustin. Meine beiden Kinder sind groß. Und ich wollte wieder ins Pfarramt. Da dachte ich: Wann, wenn nicht jetzt! Die Verhältnisse hier in Sieglar sind enorm anders. Es ist wirklich charmant, die Arbeit macht mir richtig Freude. Ich kann tun, was Gemeinde aufbaut.
ZUR PERSON
Katherina Plume (50) ist gebürtig aus Frankfurt / Oder, wuchs u. a. auch in Babelsberg und auf Rügen auf. Das Studium der Evangelischen Theologie absolvierte sie an der Humboldt-Universität in Berlin. Der Start in den Pfarrdienst war schwierig, weil er in die Zeit von Stellenabbau in der Kirche fiel. Katherina Plume arbeitete teils ehrenamtlich, machte eine berufsbegleitende Ausbildung zur Religionslehrerin. Dann die Wende zum Guten: Sie war zehn Jahre Gemeindepfarrerin in Paaren im Glien im Kirchenkreis Nauen / Rathenow. In den vergangenen vier Jahren arbeitete Katherina Plume in Berlin als Schulpfarrerin.
DIE EINFÜHRUNG
Am Sonntag, 4. Oktober, wird Katherina Plume als Pfarrerin der Evangelischen Friedenskirchengemeinde Troisdorf eingeführt. Der Gottesdienst beginnt um 15 Uhr in der Kreuzkirche in Troisdorf-Sieglar. Die Einführung übernimmt Pfarrer Peter Gottke, er ist Skriba des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein, also praktisch zweiter Stellvertreter der Superintendentin. Pfarrerin Plume ist in der Gemeinde für den Bezirk Sieglar, Eschmar, Müllekoven und Bergheim zuständig.