Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Dr. Agnes Abuom, Vorsitzende des Zentralausschusses der Ökumenischen Rates der Kirchen. Foto: Albin Hillert/WCC

Steinmeier kritisiert russisch-orthodoxe Kirche: „Blasphemischer Irrweg“

von Anna Neumann

01.09.2022

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung der ÖRK-Vollversammlung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine Stellung bezogen.


„Auf einen schlimmen, ja geradezu glaubensfeindlichen, blasphemischen Irrweg führen zurzeit die Führer der Russisch-Orthodoxen Kirche ihre Gläubigen und ihre ganze Kirche“, sagte der Bundespräsident auf der Vollversammlung in Karlsruhe. Und weiter: „Sie rechtfertigen einen Angriffskrieg gegen die Ukraine – gegen ihre eigenen, gegen unsere eigenen Brüder und Schwestern im Glauben. Diese Propaganda gegen die freien Rechte der Bürgerinnen und Bürger eines anderes Landes, dieser Nationalismus, der willkürlich Gottes Willen für die imperialen Herrschaftsträume einer Diktatur in Anspruch nimmt, diese Haltung muss unseren Widerspruch finden, auch hier in diesem Saal, in dieser Versammlung.“

Dr. Abuom: Katastrophale Auswirkungen der Klimakrise

Die Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Dr. Agnes Abuom, hat die Vollversammlungsdelegierten in ihrem Bericht zur Eröffnung der 11. ÖRK-Vollversammlung aufgerufen: „Lassen wir uns von der Liebe Christi bewegen!“ Weiter sagte sie: „Im besten Fall feiern wir mit der Vollversammlung auf spirituelle Art und Weise die Kraft der Liebe Gottes, die unseren Geist und unsere Herzen erneuert, damit wir eine Kraft der Gegenkultur werden können, die von Solidarität mit den vulnerabelsten Menschen und der Schöpfung Gottes angetrieben ist.“

Abuom mahnte: „Hören Sie den jungen Menschen unter uns genau zu!“ Denn viele junge Menschen seien voller Sorge um Gerechtigkeit, Frieden und die Zukunft unseres Planeten. „Sie sind die einzige Generation, die die ersten katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise selbst miterlebt und gleichzeitig als letzte Generation etwas unternehmen kann, um die globale Erderwärmung noch zu stoppen.“

EKD-Ratsvorsitzende: Liebe duldet keinen Angriffskrieg

An der neuntägigen Versammlung, die unter dem Leitwort „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ steht, nehmen mehr als 4.000 Christinnen und Christen aus rund 120 Ländern teilen, um gemeinsam zu beten, zu beraten und zu feiern. „Die Liebe Christi ist keine Gefühlsduselei, sie ist eine Praxis: tatkräftig, verwegen, mutig, widerständig“, so die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, im Eröffnungsplenum. Denn auch eine Liebe, die alles ertrage, alles glaube und alles hoffe, dulde nicht alles. „Liebe duldet keinen Angriffskrieg. Dem widerspricht sie. Wenn es Versöhnung und Einheit geben soll, dann nicht ohne diese Wahrheit. Um der Liebe Christi willen will ich glauben und hoffen, dass ein starkes Zeugnis dafür von Ihrer Versammlung ausgeht.“

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Steinmeiers Rede im Wortlaut; Live-Stream-Link zur ÖRK-Vollversammlung