Foto: Amy Reed / unsplash.com

Seelsorge-Reihe I – Fragen im Lebensort Schule

von Redaktion EKASuR

05.04.2022

Seelsorge ist - „ein Gespräch zwischen Tür und Angel“. Seelsorge ist - wenn die elementaren Fragen dran sind: Wer bin ich? Wo ist mein Platz im Leben? Seelsorge ist - wenn es Segen für BFF gibt.


Ganz verschiedene Facetten von Seelsorge an Schulen wurden deutlich beim ersten Gesprächsabend der Seelsorge-Reihe #seelsorgeistda des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein. In dem Zoomgespräch stellte zunächst Schulpfarrer Axel Ernst-Dörsing ein besonderes Angebot am Sankt-Adelheid-Gymnasium in Bonn vor: Zwei Mal im Jahr gibt es dort eine Art umgekehrten Elternsprechtag: einen Tag, an dem die Schülerinnen Sprechzeit bekommen. Sie können ansprechen, was auch immer sie bewegt.

Die familiäre Situation, schulische Herausforderungen, Konflikte in Freundschaften. Vier bis fünf Gesprächspartner sind einfach da und haben ein offenes Ohr. Natürlich bleibt alles Gesagte vertraulich. Die Schülerinnen mögen dieses „strukturierte Gesprächsangebot“ sehr, berichtet Schulpfarrer Ernst-Dörsing. Ganz besonders beliebt sei der Freundschaftssegen für Best Friends Forever (BFF). Ein Teelicht, entzündet am Altarlicht, nehmen die Schülerinnen auch mit.

Was ist los? Wie gehts? Von spontanen Gesprächen zwischen Tür und Angel, in der Pause auf dem Schulhof, berichtete Wilma Falk-van Rees, Schulpfarrerin am Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg in Troisdorf. Komfortablerweise könne sie auch mal für einzelne Gespräche eine Runde um den benachbarten Rotter See drehen. „Reden hilft“, ist die Pfarrerin überzeugt; zugleich heißt das Motto der Schulseelsorge so – es ist im Berufskolleg fleißig plakatiert.

Oft im Vorübergehen

Als „Lern- und Lebensraum“ stellte Pfarrerin Christiane Böcker die LVR-Frida-Kahlo-Schule vor, besucht von Kindern und Jugendlichen mit körperlichen Behinderungen, manche auch mit geistigen. Wo ist mein Platz im Leben – auch mit meiner Behinderung? Diese Frage gehöre zu den Themen in Unterricht und Gesprächen. „Seelsorge passiert oft im Vorübergehen“, so lautet Böckers Erfahrung.

„Trauer an der Schule ist ein großes Thema“, denn immer wieder kommt es vor, dass für Kinder die Lebenszeit nicht länger als die Schulzeit ist. Zur Schulkultur gehöre ein offener Umgang mit dem Tod von Schüler*innen. „Die Kinder bewegt das“, manche hätten schon mehrere Freunde verloren. Das Foto des verstorbenen Kindes werde aufgestellt, bei einer Trauerfeier in der Schule ein Stein mit seinem Namen in den Erinnerungsbrunnen gelegt. Jüngere Kinder malen Bilder für die Trauerfeier. Jugendliche gestalten zum Beispiel ein Kondolenzbuch.

Gottes Kraft ist mit dabei

Ist Gott in der Seelsorge dabei? So lautete eine der Fragen dieses Gesprächsabends. „Sowieso immer“, meinte Schulpfarrer Ernst-Dörsing. Sie werde ganz häufig von Schüler*innen gefragt, ob sie an Gott glaube, erzählte Pfarrerin Falk-van Rees. „Das ist eine der drängendsten Fragen. Ich erzähle dann, dass es nicht immer einfach ist mit Gott, aber dass er mir die größte Hilfe ist.“ Außerdem mache sie in Seelsorge-Gesprächen dies deutlich: „Wir sind immer zu Dritt unterwegs: Auch Gottes Kraft ist dabei.“ Wo ist mein Platz im Leben? Falk-van Rees hört ähnliche Fragen im Berufskolleg: „Wer bin ich?“ Und Zweifel: „Ich bin nichts wert. Mir gelingt nichts.“

Einen Teilnehmer interessierte die Frage, wie Seelsorgende ausgebildet sind. Pfarrerinnen und Pfarrer haben im Studium und im Vikariat eine entsprechende Ausbildung durchlaufen. Hinzu kommen fortlaufende Weiterbildungen und – heute ein Standard – Supervision als regelmäßige berufliche Begleitung.

Zwei weitere Gesprächsabende

Die Seelsorge-Reihe wird fortgeführt: Am Mittwochabend, 6. April, 19.30 Uhr, wird es um Schuldgefühle und Schuld gehen. Gesprächspartner sind dann Notfallseelsorger Pfarrer Albi Roebke und Gefängnisseelsorger Pfarrer Ralf Günther. Am Donnerstag, 7. April, ebenfalls 19.30 Uhr, sind „tiefe Täler und die Goldene Perle“ in der Krankenhausseelsorge das Thema. Gäste sind die Klinikseelsorgerinnen Pfarrerin Editha Royek und Diakonin Gunhild Zimmermann. Kurzentschlossen Interessierte mailen gern an , um die Zoom-Zugangsdaten zu erhalten.

Link

Ankündigung der Reihe