Pilgern als Gemeindeangebot – Von magischen Momenten
von Anna Neumann
21.04.2023
Mal finden sich Gruppen ökumenisch zusammen. In jedem Format tut Pilgern gut. „Für mich ist es die absolute innere Ruhe, die einkehrt, wenn wir uns auf Pilgerreise begeben“, erzählt Frithjof von Bismarck. Der 54-Jährige aus Niederkassel erläutert: „Es ist eine große Freude, aus dem Arbeitsalltag rauszukommen und abzuschalten.“
Worin der Unterschied zu einem herkömmlichen Urlaub liegt, fragt er selbst. Die Antworten des verheirateten Vaters von 14-jährigen Zwillingen, der als Personaler bei einem Automobilhersteller arbeitet: „Weil wir mit Gleichgesinnten unterwegs sind. Weil wir eine sowohl diverse als auch harmonische Gruppe sind. Und weil es eine spirituelle Begleitung gibt.“
Wenn der Asphalt brennt
Bei den Pilgertouren, bei denen der Bankkaufmann und Diplom-Volkswirt seit gut zehn Jahren dabei ist, gibt es drei Zehn-Minuten-Andachten pro Tag. Immer ist der Gemeindepfarrer dabei. Das ist Jens Römmer-Collmann und er definiert Pilgern so: „Es ist eine wunderbare Verbindung von Kegeltour und innerer Einkehr.“ Mit dem Pilgern verbindet der Theologe „magische Momente“. Zum Beispiel, wenn es in Frankreich durch große Hitze geht und „dann beginnt der Asphalt zu brennen“.
Die Niederkasseler Männer-Gruppe war viele Jahre auf dem Jakobsweg Richtung Santiago die Compostela unterwegs. Heute läuft die Gruppe näher gelegene Abschnitte dieses europäischen Pilgerwegs.
Pilgern – ist eine uralte Praxis, die auch im Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein gerne wiederentdeckt wird. Der Kirchenkreis hat sich jüngst eine neue Konzeption gegeben. Daraus sind Umsetzungsinitiativen erwachsen – eine davon ist das Pilgern. „Wir wollen unseren Kirchenkreis noch mehr in Bewegung bringen“, erklärt Doris Hochschild vom Kreissynodalvorstand An Sieg und Rhein.
Die Gemeinde daheim teilhaben lassen
Wichtig ist den Männern aus Niederkassel, ihre heimische Gemeinde teilhaben zu lassen. Das ist zuletzt durch einen besonders gestalteten Sonntagsgottesdienst geschehen. Für Frithjof von Bismarck war es „eine gute Form, um die Gemeinde mitzunehmen“. Statt Predigt schilderten einzelne Männer ihren „magischen Moment“.
Frithjof von Bismarck’s Highlight, das er im Gottesdienst vermittelte, war eine Mittagspause in Franken. Es regnete, ein junges Bauernpaar öffnete der Gruppe ihre neue Scheune, spendierte Kaffee und Glühwein, erzählte vom ungeborenen Nachwuchs, der direkt gesegnet wurde.
Dann kam das Gespräch auf Musik, eins kam zum anderen, der junge Bauer, der sich als Leiter der örtlichen Blechbläser entpuppte, versorgte einige Niederkasseler mit Trompete, Horn und Posaune – und so spielten sie spontan gemeinsam. „Großer Gott, wir loben Dich“.
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Website der Evangelischen Kirchengemeinde Niederkassel