Pfarrerin Annette Hirzel
Pfarrerin Annette Hirzel - hier als Rednerin auf der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland im Jahr des 500. Reformationsjubiläums.

Pfarrerin Annette Hirzel geht in den Ruhestand

von Anna Neumann

31.01.2021

Generationen von Kindern und Jugendlichen haben sie erlebt: als Schulpfarrerin am Anno-Gymnasium in Siegburg. Die Rede ist von Pfarrerin Annette Hirzel.


Am Städtischen Anno-Gymnasium in Siegburg unterrichtete Annette Hirzel evangelische Religion, hielt regelmäßig Schulgottesdienste und stand den Schülerinnen und Schüler als Seelsorgerin zur Seite – aber auch dem Kollegium.

Darüber hinaus engagierte sie sich weit über den Umfang ihrer Stelle hinaus für die Erinnerungsarbeit: Wie kann man heutzutage die Schrecken des Holocausts im Unterricht vermitteln? So ist sie Jahr um Jahr mit Gruppen nach Auschwitz und Buchenwald gefahren, um den Schülerinnen und Schülern die früheren Konzentrationslager als Orte des Schreckens vor Augen zu führen. Umfangreiche Vor- und Nachbereitung halfen, die historischen Ereignisse einzuordnen und Verantwortung für heute zu vermitteln.

Pfarrerin Hirzel ist auch in der ganzen Region wohlbekannt: bei den evangelischen Kolleginnen und Kollegen, die  ihren Pfarrdienst an anderen Schulen und Berufskollegs, im Gefängnis, im Krankenhaus oder in der Behindertenarbeit ausüben. Aber auch im Verbund der Gemeinden im Kirchenkreis An Sieg und Rhein kannte man sie im Pfarrkonvent oder bei der Kreissynode als engagierte Theologin.

Nach genau 23 Jahren beendete Pfarrerin Hirzel jetzt zum Ende des Schulhalbjahrs ihre Tätigkeit. Es bleiben großer Dank und die Hoffnung, dass es im Sommer die Möglichkeit gibt, ohne Corona-Umstände einen fröhlich-feierlichen Abschied nachzuholen.

„Ein Rock gehört nicht auf die Kanzel“

Als sie 1975 ihr Theologiestudium begann, hatte die Landessynode gerade erst das Zölibat für Pfarrerinnen im Gemeindepfarramt aufgehoben. Der Satz „Ein Rock gehört nicht auf die Kanzel“ war ihr schon als Studentin in ihrer vom Pietismus geprägten oberbergischen Heimat mehrfach mit auf den Weg gegeben worden, ebenso bei der ersten Trauung, die sie als Vikarin halten sollte.

Als „Hilfspredigerin“ – heute heißt diese letzte Phase vor dem endgültigen Berufsstart Probedienst, man ist Pfarrer*in zur Anstellung – wurde sie in eine Gemeinde im Kölner Norden eingewiesen. Das Presbyterium sprach sich jedoch „grundsätzlich“ gegen eine Pfarrerin mit Kind aus. So kam die junge Theologin in die Kirchengemeinde Ehrenfeld. „Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin teilte mir gleich zu Beginn mit, sie scheide aus ihrem Dienst aus, denn: ,Ein Rock gehört nicht auf die Kanzel‘.“ Schlagfertige Reaktion: „Ich habe ihr geantwortet, ab und an, aber grundsätzlich nicht immer, trüge ich auch eine Hose unterm Talar.“

Annette Hirzel bewertet das heute so: „So lang ist das noch nicht her. Zum Glück aber vorbei.“ Sie wurde dort gewählt und blieb anders als ursprünglich geplant acht Jahre lang, zog dann mit ihrem Mann und den drei Söhnen zurück in den Kirchenkreis An Sieg und Rhein und wechselte nach einigen Jahren Familienpause 1998 in die Schulpfarrstelle in Siegburg.

Fotos: ekir.de / Hans-Jürgen Vollrath; ekasur.de