ÖRK-Vollversammlung – Delegierte erlebten Pilgerweg der Kontraste
von Redaktion EKASuR
04.09.2022
2013 rief die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im südkoreanischen Busan Christinnen und Christen zu einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens auf. Überall in der Welt machten sich seitdem Menschen auf den Weg, um sich für Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit einzusetzen. Nun trifft sich die ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe. Von dort machten sich nun auch Vertreter*innen aus vielen Kirchen auf den Weg zu einem „Pilgerweg für eine atomwaffenfreie Welt“. Und sie machten Station in Bell im Hunsrück und in Büchel in der Eifel.
Es war ein Pilgerweg der Kontraste. Im Hunsrück, wo in den 1980er-Jahren Christinnen und Christen mächtig ihre Stimme gegen die dort geplante Stationierung von Atomraketen erhoben, gibt es heute keine Nuklearwaffen mehr. In Büchel lagern dagegen heute die letzten Atomwaffen auf deutschem Boden. Und auch hier engagieren sich Christinnen und Christen für eine Welt ohne diese Massenvernichtungswaffen. Und dies verbindet diese beiden Orte.
„Es ist für uns eine große Ehre, dass Sie alle heute hier sind“, begrüßte Pfarrer Dr. Matthias Engelke die Gäste aus der Ökumene in Büchel vor dem Fliegerhorst. „Wir sind dankbar, dass Sie mit uns hier diesen Ort des Schmerzes teilen, denn hier lagern US-amerikanische Atomwaffen, deren Einsatz von deutschen Piloten trainiert wird“, fügte er hinzu. Diese Waffen seien in der Lage, die gesamte Menschheit zu vernichten. „Der einzige Schutz dagegen ist die völlige Abrüstung dieser Waffen.“
Angesichts der geplanten Modernisierung der Atomwaffen in Büchel und auch der Stationierung neuer Kampfflugzeuge mahnte Christine Busch, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, dem friedlichen Weg Jakobs im Alten Testament zu folgen, der der Streitmacht seines Bruders Esau entgegenging, sich aussöhnte und mit seinen Kindern und dem Vieh weiterzog.
Eine Welt ohne Atomwaffen. Im Hunsrück ist dies seit drei Jahrzehnten Realität. „Unser Protest in den 1980er-Jahren hat die Region hier verändert, es ist ein Ort der Hoffnung“, betonte Pastorin Jutta Dahl, damals wie heute aktiv in der Hunsrücker Friedensbewegung und erste Preisträgerin des Aachener Friedenspreises. Im evangelischen Gemeindehaus in Bell schilderte sie den Gästen aus der Ökumene die damaligen Erlebnisse.
„Die Menschen hier haben gelernt, dass man zu seiner Meinung stehen soll und dass man Dinge ändern kann. Und die Christinnen und Christen haben gelernt, dass es hilfreich ist dabei, die Gottesdienste aus den Kirchen heraus in die reale Welt zu tragen, wo die blutenden Wunden sind“, betonte sie. Das Evangelium könne helfen, den Glauben an die Gewaltlosigkeit zu stärken, Ängste zu überwinden und einander zu akzeptieren, wenn man anders sei, machte die Pastorin deutlich.
Es war dieser Kontrast, der diesen Pilgerweg spannend machte. Und der auch die Teilnehmenden aus dem ÖRK sichtbar beeindruckte. Bischof Awkin Kuriakose von der Assyrischen Kirche des Ostens in Indien dankte für die vielfältigen Erfahrungen und Erlebnisse auf diesem Pilgerweg in die Eifel und den Hunsrück. Eine Pfarrerin aus der Schweiz machte nach dem Gottesdienst auf der Friedenswiese vor dem Fliegerhorst in Büchel deutlich: „Atomwaffen zerstören das Leben, darum sind sie zu ächten und zu vernichten.“ Und Pfarrerin Shella Harvey von der United Church of Christ in Florida meinte in Büchel: „Darum sind wir hier, um einzutreten für Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen.“
Organisiert hatte dieser Pilgerweg die ökumenische Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“, die seit 2018 in Büchel einmal im Jahr zu einem Kirchlichen Aktionstag einlädt. Mit dabei war auch der Pfarrer für internationale Ökumene, Helmut Müller.
Und dieser Einladung waren Menschen aus vielen Kirchen gefolgt, die in Karlsruhe tagten, beispielsweise von der Waldenserkirche in Italien, von der Kirche auf den Fidschi-Inseln, der Lutherischen Kirche in Norwegen, der Russisch-Orthodoxen Kirche, der Protestantischen Kirche der Niederlande und der Kirche von Irland. In Büchel und Bell sprachen sie mit Friedensaktivisten. Und die Eindrücke, die sie dabei machten, nahmen sie dann wieder mit zurück nach Karlsruhe zur Vollversammlung.
Dieter Junker
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