Ökumenische TelefonSeelsorge Bonn/Rhein-Sieg – Die neue Leiterin bringt Herzensanliegen mit ein
von Anna Neumann
30.09.2021
Umso besser, dass die Diplom-Heilpädagogin mit Zusatzqualifikationen in Betriebswirtschaft und Mediation nun die regionale Telefonseelsorge leitet. Beides liegt in ihren Händen: sowohl die Geschäftsführung als auch die inhaltliche Verantwortung.
Supervision und Mediation sind ihr neben Leitungsaufgaben mehr und mehr ein Herzensanliegen geworden, erzählt sie. Auch deshalb wechselte Dagmar Fox von der Leitung einer stationären und einer ambulanten Einrichtung für Menschen mit psychischer Erkrankung des Diakonischen Werkes Bonn und Region nun zu Telefonseelsorge – wo sie ja nicht selbst am Telefon Dienst tut. Das liegt in den Händen der ehrenamtlichen Telefonseelsorger*innen.
Rund um die Uhr erreichbar
Diese leisten einen niedrigschwelligen Seelsorge-Dienst, so Fox. „Sie sind ein Gegenüber, das zuhört und begleitet und ganz präsent ist.“ In welcher Not auch immer Betroffene anrufen – sie erreichen Seelsorger*innen, die „Raum geben“, vielleicht nach dem Verlust eines lieben Menschen, vielleicht nach einer schmerzhaften Trennung.
Fox: „Wir sind, anders als viele andere Beratungsstellen oder Hilfsangebote auch nachts erreichbar. Wenn keiner mehr da ist, hat die Telefonseelorge immer noch ein offenes Ohr. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.“ Wer anruft, kann erst einmal sein Problem, seine Verzweiflung loswerden. Egal mit welcher Sorge, mit welcher Not ein Mensch anruft. „Erst mal gilt es zu reden – über Ängste, über Sorgen, über Nöte. Oft auch über das Alltägliche.“
Seelsorgende hören ganz offen zu
Seelsorgende beraten oder therapieren nicht. Sie fragen und hören ganz offen zu. „Die Seelsorgenden versuchen, sich ganz auf den Anrufenden einzulassen und auf das, was er oder sie ins Gespräch bringen möchte. Das kann auch lösungsorientiert sein, das ist aber nicht der vorrangige Auftrag.“ Je nach Bedürfnis kann auch dies im Laufe eines Telefonats passieren: schweigen, ein Gebet sprechen, zusammen singen.
In der Region teilen sich achtzig Menschen diesen Dienst. Sie übernehmen drei Dienste pro Monat. Wer die Ausbildung durchläuft, verpflichtet sich für drei Jahre zu einer Mitarbeit bei der Telefonseelsorge. Und so ist Telefonseelsorge ein Ehrenamt mit hoher Qualifikation und Verbindlichkeit, wie Dagmar Fox betont.
Seelsorgende fühlen sich selbst oft bereichert
Gleichzeitig beschreiben auch die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger oft eine große Bereicherung durch ihren Dienst. Zu den Standards gehört Anonymität – sie gilt für beide Seiten am Telefon. Die Telefonseelsorger*innen wahren natürlich absolute Verschwiegenheit über alles, was sie hören.
Zur Ausbildung gehören Selbsterfahrung und Selbstreflexion, Fachwissen, Gesprächsführung. Sie dauert rund ein Jahr. Den neuen Ausbildungsjahrgang ab Januar wird Dagmar Fox mitbegleiten.
Künftig kommt Chatseelsorge hinzu
Zur Telefonseelsorge ist in den letzten Jahren Mail-Seelsorge hinzugekommen. Künftig wird es auch Chatseelsorge geben, berichtet Dagmar Fox. Die Telefonseelsorge Bonn/Rhein Sieg ist für rund eine Million Menschen in der Region zuständig. Im vergangenen Jahr verzeichnete sie 12.200 Anrufe, also 33 pro Tag. Hinzu kamen 1.200 Mails, die elf Mail-Seelsorgerinnen bearbeiteten.
Dagmar Fox ist 43 Jahre, verheiratet und lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern in Bornheim. Als Katholikin, aufgewachsen in Paderborn, und ehemalige Diakonie-Mitarbeiterin „bin ich in dieser ökumenischen Stelle ideal aufgehoben“.
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Ökumenische TelefonSeelsorge Bonn/Rhein-Sieg