Neue Impulse für die Kirche mit Kindern
von Anna Neumann
15.09.2024
Die Kirche mit Kindern weiterentwickeln. Glaubens-Formate für Kinder und ihre Eltern in neuer Art anbieten. Voneinander lernen und die neuen kreativen Ideen zuhause umsetzen. Das haben rund zweihundert Menschen aus der gesamten Evangelischen Kirche im Rheinland an diesem Samstag getan: Sie haben sich im Bodelschwingh-Gymnasium in Herchen im Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein zum Rheinischen Kindergottesdienst-Tag getroffen. Die positive Bilanz des Treffens zieht Pfarrer Thomas Bergfeld, der Vorsitzende der Rheinischen Landeskonferenz Kirche mit Kindern: „Ich finde es phantastisch, dass sich viele Menschen auf den Weg gemacht haben, um für ihre Arbeit in der Kirche mit Kindern neue Impulse zu bekommen.“
Kirchenrätin Dr. Lisa J. Krengel, Dezernentin für Kirche mit Kindern, versichert: Wie sich Kirche mit Kindern fortentwickeln lässt, wie sich Kinder und ihre Begleitpersonen in Zukunft gut erreichen lassen, ist eine bleibende Aufgabe: „Da werden wir uns mit Sicherheit in den nächsten Jahren weiter auf den Weg begeben.“
Sie freut sich, dass auf dieser Tagung die Themen Rassismuskritik und Inklusion gut aufgenommen wurden. Beide Aspekte kamen in verschiedenen Varianten zur Geltung: Im Impulsvortrag „Inklusion in der Kindheit“ machte Anna Mendel deutlich, was Kinder mit Behinderung und ihre Familien brauchen. Die Buchautorin und verheiratete Mutter von drei Kindern mit und ohne Einschränkung mahnte an, die Lebensrealitäten von betroffenen Familien deutlicher in den Blick zu nehmen. Behinderten Kindern gebühre Teilhabe: „Sie sind wie alle Kinder: Sie wollen Teil des Ganzen sein, nicht trotz, sondern mit ihrer Behinderung.“
Im Abendmahlsgottesdienst zu Beginn übten die Singfinger aus dem Kirchenkreis An Sieg und Rhein mit den Teilnehmenden Lautsprachunterstützendes Gebärden (LUG) ein – leicht lernbare Gebärden, die viel Spaß machen und Menschen mit und ohne Einschränkung unmittelbar verbinden.
Die Konzertlesung „Das Leben nicht nicht schwarz weiß“ mit Judy Bailey und Patrick De-puhl rundete den Tag ab – ein Konzert, das Vorurteile gegen Farbige auch ganz persönlich deutlich machte, weil Erfahrungen der Familie Depuhl-Bailey zur Sprache kamen: Nickligkeiten – „nicht böse gemeint“, Ausgrenzung im Alltag, Diskriminierung der Söhne wie etwa Fahrgastkontrolle nach Hautfarbe. Patrick Depuhl gab dem Publikum einen drastischen Satz mit: „Rassismus ist ein Schweinehund. Wir sollten ihn ertränken. Das Problem ist: Das Biest kann schwimmen.“ Zugleich stimmte die Konzertlesung auch fröhlich zum Mitsingen ein und fungierte somit auch als Dankeschön an die Teilnehmenden für ihr Engagement: Sie gestalten ehrenamtlich in den evangelischen Gemeinden Angebote für Kinder und Familien, traditionell in Form eines Kindergottesdienstes parallel zum Sonntagsgottesdienst.
In den Workshops hatten die Teilnehmenden die Chance, neue Formen und Methoden zu erproben. Pfarrerin Annekathrin Bieling aus Hennef, auch Synodalbeauftragte An Sieg und Rhein für Kindergottesdienst, führte unter dem Motto „Erzählen praktisch“ vor, wie sie beispielsweise mit Zollstöcken biblische Geschichten anschaulich macht. Sie formte mit wenigen Handgriffen Figuren, ein Schiff, einen Stern. Pfarrer Sebastian Schmidt aus Troisdorf, Erfinder der „Ohrenkirche“, stellte den Podcast für Kinder vor. Er ist auch der Autor des begeisternden kleinen Theaterstücks im Eröffnungsgottesdienst, das das biblische Motto des Tages in Szene setzte: „Gott schuf die Menschen zum Bild Gottes“.
Da setzen sich Adam und Eva gegenseitig ins Bild – buchstäblich. Sinnbildlich drücke das die biblische Idee der Gottesebenbildlichkeit aus, erklärte Kirchenrätin Krengel in ihrer Predigt. Jesus passt in keinen Rahmen, erinnerte sie, und Menschen müssen eben auch in keinen Rahmen und kein festes Bild passen. Aber sie sollen einander „im Licht Gottes sehen. Damit wir Leben in Fülle haben.“
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