Nachbarschaftshilfe: Pflegedürftige Menschen zu Hause unterstützen
von Anna Neumann
31.05.2021
Im Fall von Demenz das Essen und Trinken unterstützen. Ambulante, teilstationäre und stationäre Angebote in der Kommune im Hinterkopf parat haben. Das sind nur einige der Lernmodule im Kurs „Fit für die Nachbarschaftshilfe“, den jetzt rund zwanzig Männer und Frauen absolviert haben – erstmals online, erstmals in Troisdorf.
Veranstaltet wurde er von drei Partnern: dem Regionalbüro „Alter, Pflege und Demenz “ Köln und das südliche Rheinland, der Stadt Troisdorf, genauer dem dortigen Mehrgenerationenhaus, sowie der Integrationsagentur der Diakonie An Sieg und Rhein. Der zweite Nachbarschaftshelferkurs folgt im Sommer – er ist bereits komplett ausgebucht. Entwickelt wurde der Kurs von den Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz NRW.
Die Teilnehmenden des Kurses sind an seinem Ende befähigt und berechtigt, Menschen mit einer Pflegestufe zu unterstützen und dafür auch den vorgesehene Entlastungsbetrag zu erhalten. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Wer Pflege benötigt, bekommt jemanden, der oder die gut ausgebildet ist.
Am Ende ein Zertifikat
Die Qualifizierung ist Voraussetzung für die Hilfeleistung. Die Teilnehmenden erhalten ein Zertifikat. Ihre Leistungen für ambulant gepflegte Menschen werden als „Entlastungshilfe“ bei der Pflegekasse abgerechnet. Dass jemand aus der Nachbarschaft hilft, gilt als optimal, denn das bedeutet: kurze Wege und längeres Wohnen im eigenen Zuhause.
Der Bedarf ist sehr groß, berichtet Maria Neuschaefer-Rube, Leiterin der Integrationsagentur. Dass zu den 45 Teilnehmenden beider Kurse ein großer Anteil von Männern zählt, freut sie sehr. Ebenso, dass ein gutes Drittel der Nachbarschaftshelfer*innen mehrsprachig sind. Schließlich gebe es viele Senior*innen mit Zuwanderungsgeschichte, die im Alter weniger Deutsch sprechen.
Überwältigende Resonanz
Angesichts der starken Nachfrage nach der Qualifizierung ist Claudia Hoffmann vom Troisdorfer Mehrgenerationenhaus begeistert, „wie viele engagierte Menschen es in Troisdorf gibt“. Für Friederike Arps vom Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz ist die Resonanz überwältigend.
Einige Absolvent*innen haben bereits eine Nachbarschaftshilfe übernommen, andere suchen sich jetzt eine. Ursprünglich hätte der Kurs gemischt online und präsent stattfinden sollen, wegen Corona wurde nun komplett digital ausgebildet. Vereinbart haben die Absolvent*innen zum Schluss, nach dem Kurs weiter Kontakt zu halten, um sich auszutauschen. Und möglichst auch endlich einmal persönlich kennenzulernen.
Auch eine Frage der Würde
Der Kurs sei ein „guter Rundumschlag“ gewesen, meinte eine Teilnehmerin zum Schluss. Mehrere lobten die Selbstlernmodule. Im Blick auf Videos zu Sehstörungen erklärte eine Teilnehmerin, die schon Erfahrung aus der Tagespflege mitbringt: „Ich konnte mir ein Bild machen.“ Sie könne sich nun viel besser Bedürfnisse oder Schwierigkeiten etwa bei Grünem Star vorstellen. Das erlaube, „besser und differenzierter auf Menschen einzugehen“ – was ja auch eine Frage der Würde sei.
Links
Alter, Pflege und Demenz NRW
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