Er ist der amtierende Bürgermeister von "Mini-Siegburg": Louis Wolf.

Mini-Siegburg – Ein super Ferienerlebnis

von Anna Neumann

05.07.2023

Sein Amt macht ihm Spaß, "weil ich Kindern echt helfen kann", erzählt Louis Wolf. Der Elfjährige ist amtierender Bürgermeister von "Mini-Siegburg", dem integrativen Ferienprojekt für Kinder.


Am Montag gewählt, amtiert Louis für diese Woche. Denn wochenweise wird hier auf dem Gelände der Adolf-Kolping-Grundschule in Siegburg-Brückberg die große Stadt im Kleinen gelebt.

Louis Wolf ist also nun Bürgermeister. Reden halten gehört zu seinen Aufgaben, erklärt er. Oder auch aus Streits herauszuhelfen, etwa wenn sich in Schlangen vorgedrängelt wird. Oder auch bei Fehlverhalten zu intervenieren, beispielsweise „wenn jemand mit dem Kettcar ohne Führerschein durch Mini-Siegburg brettert“. Dann ist Bußgeld fällig – in „Siegis“. Natürlich hat Mini-Siegburg eine eigene Währung.

Und eine Arbeitsagentur, bei dem sich die Kids jeweils einen neuen Job besorgen. In der Schmuckwerkstatt, der Tischlerei, der Bäckerei, der Bank, dem Finanzamt, dem Krankenhaus, die Fahrschule. Mini-Siegburg – das ist die Stadt in der Stadt. Die Kinder sind Bürger:innen, die ihre Stadt mit Leben füllen.

„Mini-Siegburg ist ein super Ferienerlebnis abseits von Schule und OGS, viel Spaß, viel Eigenverantwortung, viel Selbstbestätigung“ – so definiert Projektleiterin Jennifer Lübke vom Evangelischen Jugendwerk Sieg • Rhein • Bonn. Das Jugendwerk ist Trägerin des von der Stadt Siegburg geförderten Projekts.

Dahinter steht der Evangelische Kirchenkreis An Sieg und Rhein, deshalb besucht an diesem Tag auch Superintendentin Almut van Niekerk das Projekt. Demokratie einüben, Gemeinschaft erfahren, Hilfe bekommen – verschiedene Werte leben und erleben die Sechs- bis Zwölfjährigen in „Mini-Siegburg“, Werte, für die die evangelische Kirche steht.

Klage über Vandalismus und Diebstähle

Hart sind in diesem Jahr die Erfahrungen mit Vandalismus, klagt Projektleiterin Lübke. Gleich in der ersten der drei Wochen wurden zwei Zelte gestohlen. In folgenden Nächten wurden Stühle zerschlagen, Holztische geklaut. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, räumen die Mitarbeitenden nun jeden Abend ins Haus. Polizei und Ordnungsamt fahren vermehrt Streife, weitere Konsequenzen sind angedacht.

Mini-Siegburg ist ein Projekt im Projekt. Natürlich helfen die Mitarbeitenden des Jugendwerks. Entscheidend wirken ehrenamtliche junge Menschen mit, rund vierzig jede Woche, sie sind zwischen 16 und Anfang 20. Die Jüngsten war selbst einmal Mini-Siegburg-Teilnehmende. Insgesamt nehmen mehr als vierhundert Mädchen und Jungen am Projekt teil. Kommende Woche sind noch Plätze frei.

Zu den Aufgaben des Bürgermeisters gehört auch, Journalistinnen und Journalisten Interviews zu geben. Eine Reporterin von Radio Bonn/Rhein-Sieg ist da, eine Mitarbeiterin des General-Anzeigers, ein Redakteur von Rhein-Sieg-Anzeiger/Rhein-Sieg-Rundschau, ein Kollege vom Extra-Blatt. Sie erleben einen sehr erfahrenen Bürgermeister. Er habe das Amt schon einmal im vergangenen Jahr übernommen, erzählt er. Ob er vielleicht später auch einmal echter Bürgermeister werden will, wird er gefragt. Nein, sagt der Schüler, „ich will einen anderen Beruf, ich will Lehrer werden“.

 

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