Eröffnungsgottesdienst der Kreissynode in der Seelscheider Dorfkirche, gestaltet u.a. vom Bonner Chor Santinig

Kreissynode II – Von Kreuz und Taube, Weg und Wasser, Erde und Fisch

von Anna Neumann

12.06.2022

Eröffnungsgottesdienst zum Thema Ökumene. Grußworte und Videobotschaften. Finanz-Aspekte. Dieser Beitrag enthält weitere Informationen von der Kreissynode in Seelscheid.


„Stehen Sie bitte auf, öffnen Sie die Arme“, bittet die Präsidentin die versammelte Gottesdienstgemeinde. So kann jede und jeder persönlich nachvollziehen, was sie erklärt: Wenn Menschen dastehen mit ausgebreiteten Armen, formt ihr Körper ein Kreuz. Man kann auch an den Segen denken, wenn er am Ende des Gottesdienstes zugesprochen wird. Oder einfach an eine offene, herzliche Einladung.

Das leere Kreuz bedeutet für Protestant*innen: „Christus ist auferstanden, er ist nicht mehr am Kreuz“, so die Präsidentin der Protestantischen Gemeinde französischer Sprache in Bonn, Bénédicte Fillebeen-Altemüller. Das Kreuz erläuterte sie im Eröffnungsgottesdienst der Kreissynode „An Sieg und Rhein“ am Samstag in der Seelscheider Dorfkirche. Der Gottesdienst widmete sich dem Thema Ökumene anlässlich der bevorstehenden Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK). Die Predigtimpulse beleuchteten das Logo der Vollversammlung, das unter anderem ein Kreuz enthält.

 

Logo der ÖRK-Vollversammlung

Im Kreuz treffen sich horizontale und vertikale Linie. Es ist das Zentrum, der „Carrefour“, die Kreuzung. Die Mitglieder der französischsprachigen Gemeinde kämen von verschiedenen Horizonten, aus verschiedenen Ländern Afrikas und Europas. „Aber unser Carrefour ist das Zentrum im Kreuz. Hier sind wir verbunden durch das Wort der Bibel, durch Predigt und Abendmahl“, so Fillebeen-Altemüller.

Über die Taube, eines der weiteren Elemente des Logos, als Zeichen des Heiligen Geistes, sprach die Pfarrerin der Christusgemeinde Siegburg, eine Gemeinde im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, Pastorin Christina Döhring. „Der Heilige Geist ist es, der uns belebt, erneuert und auf dessen Wirken wir weiterhin hoffen“, erklärte Pastorin Döhring.

Auch Mitglieder anderer christlicher Kirchen der Region gestalteten den Gottesdienst mit: Das Element „Weg“ im Logo griff Sascha Neger von der Neuapostolischen Kirchengemeinde Hennef auf: Es symbolisiere „den Weg, den Jesus Christus gelegt hat, um zum Vater zu kommen; dieser Weg ist unser Glaubens- und Lebensweg“.

Über den Fluss sagte Carsten Schleef, Pfarrer und Assessor (stellvertretender Superintendent) des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein, er tauge als Sinnbild für das Leben der Kirchen und Gemeinden.  Der Theologe gab zu bedenken: „Kein Fluss lebt allein von dem Wasser, das aus seiner Quelle entspringt.“ Vielmehr speisen sich Flüsse aus Rinnsälen, Bächen, Nebenflüssen, aus Regen und Schnee. Schleef: „Keine Gemeinde lebt für sich alleine. Sie ist zwar ganz Kirche, aber sie ist nie und nimmer die ganze Kirche. Darum Ökumene.“

Der grüne Erdball – auch er im vielschichtigen Logo skizziert – ist laut Superintendentin Almut van Niekerk das Symbol für die ganze Erde, für Gottes den Menschen anvertraute Schöpfung. „Da ist noch eins“, erklärte überraschend Pfarrer Dr. Stefan Heinemann: Fluss und Weg bilden isoliert betrachtet einen Fisch, das älteste Bekenntnissymbol der Christen. Sie gehören zusammen, sind der Leib Christi, so Heinemann.

Die Kollekte des Eröffnungsgottesdienstes erbrachte fast tausend Euro – sie fließen in die Ukraine-Hilfe der Diakonie-Katastrophenhilfe. Für musikalischen Schwung sorgten der Chor Santinig aus Bonn und Kreiskantorin Brigitte Rauscher (Orgel).

Grußworte von Bürgermeisterin, Superintendentin und ökumenischen Partnern

Christliche Kita-Träger sind wichtige Partner, sagte die Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid, Nicole Berka, zu Beginn der Beratungen der Kreissynode in der Grundschule „Am Wenigerbach“ in ihrem Grußwort; Kitas standen ja auf der Tagesordnung. Die evangelische Kirche engagiere sich mit Leidenschaft in der Kita-Arbeit, „das spürt man, das sieht man“, so Berka, die um Fortführung bat, da der Bedarf steige und Kitas auch für das familiäre Miteinander wichtig seien.

Das Thema Ökumene griff die neue Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, Pfarrerin Claudia Müller-Bück, in ihrem Grußwort auf. Gerade in schwierigen Zeiten sei es wichtig, miteinander verbunden zu sein. „Wir sind nicht allein.“ Weltweite christliche Verbundenheit spüre sie beispielsweise, wenn sie täglich die Losung liest., die weltweit Menschen mit einem Bibelvers durch den Tag begleiten.

Weltweite Verbundenheit wurde auch deutlich durch Videogrüße aus Indonesien von einer Gruppe der Bibelfrauen, partnerschaftlich verbunden mit der Evangelischen Kirchengemeinde Niederkassel, und vom Generalsekretär der Christlich-Protestantischen Kirche in Indonesien (GKPI),  Humala Lumantobing. Seine Kirche pflegt seit vielen Jahren einen intensiven Kontakt mit der Evangelischen Kirchengemeinde Beuel. Und auch die Superintendentin des Partnerkirchenkreises Tsumeb in Namibia, Gerda Kayambu, grüßte per Video.

Ausgeglichenen Haushalt avisiert

Um Haushalts-Entscheidungen besser treffen zu können, lag der Synode ein Vorschlag des Finanzausschusses für ein neues Instrument vor, ein Vorschlag, den die Kreissynode nach ausführlicher Diskussion schließlich annahm.

Demnach wird künftig unterschieden zwischen Änderungen, die „operativ bedingt“ sind. Gemeint sind beispielsweise Tariferhöhungen bei Gehältern, die aus gesetzlichen oder vertraglichen Gründen umgesetzt werden müssen. Solche Änderungen bzw. Kosten werden künftig schlicht über eine mathematische Formel zwischen Gemeinden und Kirchenkreis aufgeteilt. Anders „strukturell bedingte Änderungen“ wie z.B. Erhöhung oder Kürzung von Personalstellen: (Nur) sie werden in der Synode im Einzelfall beraten und entschieden. So behält das Kirchenparlament die Hoheit über die Ausgestaltung der gemeinschaftlichen Auf- und Ausgaben des Kirchenkreises. Dem dient auch eine zweite Änderung, diese betrifft die internen Zuweisungen an die kreiskirchlichen Werke.

Eingebracht hatte die Vorschläge der Vorsitzende des Finanzausschusses, Dr. Dietmar Flösch; er informierte die Synode, dass die Jahresabschlüsse 2020 und 2021 erfreulicherweise positiv ausgefallen seien. Diesen ausgeglichenen Haushaltsansatz gelte es nun auch mittelfristig abzusichern – die inhaltlichen Prinzipien und das Vorgehen dazu (Entscheidungsbaum) seien in der neuen Konzeption schon verankert.

Konzeption mit „Doppelpunkt“

Bei seiner Einbringung der Konzeption, anschließend von der Kreissynode einstimmig angenommen, hatte Assessor Carsten Schleef von einem Doppelpunkt gesprochen. Nach der Verabschiedung der Fassung mit letzten redaktionellen Änderungen und einer theologischen Einarbeitung solle die Arbeit „an und mit der Konzeption weitergehen“. Die Konzeption dient als Kompass bei Entscheidungen und solle zum Handeln motivieren.

Bei der Umsetzung gebe es drei Blöcke: Haushaltskonsolidierung, Grundhaltung des Wir in Dienststellen, Gemeinden, Funktionspfarrstellen und im Kreissynodalvorstand, und schließlich die Umsetzung der sechs Schwerpunkte. Für den letzten Punkt gab es bereits im Mai einen ersten Workshop. Ein zweiter folgt im Oktober.

Weitere Nachwahlen 

Die Kreissynode hat einige Ämter neu besetzt. Sie wählte Dr. Roland Augustin (Siebengebirge) als stellvertretenden Kirchenkreis-Delegierten in die Landessynode, das oberste Entscheidungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland. Peter Waidelich aus Hennef wurde zum Vorsitzenden des Ausschusses für Kinder- und Jugendarbeit gewählt. Thomas Sackers (Troisdorf), Birgit Schumacher (Siegburg-Kaldauen) und Pfarrer Matthias Lenz (Siegburg) arbeiten nun im Ausschuss für das Kindertagesstättenreferat mit. Markus Hausen (Siegburg) wurde zum Synodalbeauftragten für die Kita-Arbeit gewählt. Petra Biesenthal (Hennef) engagiert sich nun im  Vorstand des Kreisdiakonieausschusses.

Dank für drei, die gehen

Mit großem Dank verabschiedete Superintendentin van Niekerk drei Mitglieder aus der Kreissynode: Pfarrer Peter Gottke, der 22 Jahre in der Synode mitgearbeitet hat, zuletzt als Scriba, also als zweiter stellvertretender Superintendent. Das Berufskolleg wechseln wird Pfarrer Hagen Schwarz: Er unterrichtet ab 1. August nicht mehr in Siegburg, sondern in Bonn. Bei den Seelsorgestunden im Berufskolleg Hennef macht er weiter mit, außerdem bei den „Gottesdiensten für Unbedachte“. Komplett wechseln wird Birgit Rößle-König, die bisherige Pfarrerin für digitale Kirche: Sie beginnt am 1. August ihren Dienst als Berufsschulpfarrerin in Neuwied.

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