Jugendliche brauchen attraktive Orte und Partizipation. Dafür steht evangelische Jugendarbeit.

Kirchlicher Appell: Jugendliche beteiligen

von Anna Neumann

16.12.2022

Jugendliche verdienen Wertschätzung. Dazu gehört, ihnen Orte zur Verfügung zu stellen, an denen sie sich treffen und die sie selbst mitgestalten können.


Das betonen die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein, Almut van Niekerk, und die Geschäftsführerin des Evangelischen Jugendwerks Sieg • Rhein • Bonn, Charlotte Dückers. Anlass ihres Appells ist die Absage des Projektes einer offenen Jugendarbeit auf dem Siegburger Brückberg. Kirchenkreis und Jugendwerk sehen in dem Vorgang eine „fatale Entwicklung“, sagen Superintendentin und Geschäftsführerin übereinstimmend. Denn es ist auch eine Absage an Selbst- und Mitbestimmung sowie Eigenverantwortung und Engagement von Jugendlichen. Die Evangelische Jugendarbeit fördert aber insbesondere diesen wertschätzenden emanzipatorischen Ansatz. Almut van Niekerk und Charlotte Dückers geht es ums Prinzip. Superintendentin Almut van Niekerk mahnt: „Jugendlichen gebührt unsere Aufmerksamkeit. Sie brauchen attraktive Orte.“ Charlotte Dückers vom Jugendwerk: „Partizipation von Jugendlichen muss ernst genommen werden!“

Der Hintergrund: Dort, wo das Jugendwerk erfolgreich das Ferienprogramm „Mini-Siegburg“ durchführt, sollten zwei Bahnwaggons aufgestellt werden, um ganzjährig ein Angebot für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen. Die Siegburger Stadtratsmehrheit sorgte für das Aus des Projekts, obwohl die Umsetzung bereits in verschiedenen Workshops und Veranstaltungen mit Jugendlichen geplant wurde.

Zwei Tage nach der Ratsentscheidung haben Mitarbeitende des Jugendwerks zahlreiche Jugendliche wieder getroffen, die sich bereits in die Planungen eingebracht hatten. Eigentlich hätte es ein fröhlicher vorweihnachtlicher Abend werden sollen – inklusive Blick auf die nächsten Schritte im nächsten Jahr. Fast drei Dutzend Heranwachsende hatten sich bereits in den Beteiligungsprozess eingeklinkt, den das Projekt ausmacht. Mit einem Legomodell hatten sie konkrete Umsetzungsideen visualisiert, berichtet Charlotte Dückers. „Sie haben das Projekt ernst genommen – sie haben ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten ernst genommen.“ Und nun saßen da bei der Weihnachtsfeier tief enttäuschte Jugendliche, „mit Projektideen, die aufs Abstellgleis gesetzt wurden“, so Dückers. Bei den Jugendlichen bleibt das Gefühl, dass sie nicht zählen und dass es für sie doch keinen Raum gibt.

Als „einfach ungerecht“ empfindet das Aus ein Jugendlicher, der sich in seinem Ausbildungsbetrieb darum bemüht hatte, eine Schutzlackierung für die Waggons zu organisieren. Schwer enttäuscht sind die Jugendlichen, die miteinander die Nutzung der Waggons geplant hatten: inklusive eines möglichen Wochenplans, verschiedener kreativer Angebote, der Reinigung und der Gestaltung der Zugabteile, die die Jugendlichen gern in verschiedenen kulturellen Stilen eingerichtet hätten – ganz im Sinne eines Zuges, der Menschen an unterschiedlichste Orte bringen kann.

Seit dem Aus im Stadtrat haben sich in einer Petition – Stand 16.12., 10 Uhr – 520 Menschen dafür ausgesprochen, dass das Projekt in seiner bisherigen Umsetzung, inklusive der Jugendbeteiligung, beibehalten wird.

Links

Website des Jugendwerks

Link zur Online-Petition