Carmiña López führt das Familienunternehmen Rac Moda in Ecuador auch in Corona-Zeiten mit großem Elan. Foto: Makmende / Ana Maria Buitron für Oikocredit

Internationaler Tag der Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen – Kredite treiben Entwicklung an

von Anna Neumann

24.06.2021

Zu Anfang der Covid-Pandemie bekam die Textilunternehmerin Carmiña López in Ecuador den Auftrag, eine große Menge Gesichtsmasken zu fertigen. Dafür brauchte sie neue Nähmaschinen.


20.000 US-Dollar als Kredit von Cooprogreso, der Mikrofinanzinstitution, mit der sie seit vielen Jahren zusammenarbeitet, versetzten López in die Lage, den Auftrag anzunehmen.

Der Apotheker Felix Kanga Nao in Côte d’Ivoire musste nach der politischen Krise 2011 seinen Laden schließen. Er konnte mit umgerechnet 7.600 Euro Kredit des Mikrofinanzinstituts Baobab, das sich auf Finanzdienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen konzentriert, wieder neu starten. Heute beschäftigt er in mehreren Geschäften 48 Mitarbeiter*innen.

Sie brauchen Kredite

Kleinste, kleine und mittlere Unternehmen brauchen Kredite. Sie müssen Material oder Waren vorzufinanzieren, Räume, Maschinen und Ausrüstung beschaffen und Durststrecken aushalten können. Die Erkenntnis, dass es kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind, die die wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Gesellschaften vorantreiben, ist in den vergangenen Jahren zunehmend ins öffentliche Bewusstsein gerückt. KMU machen etwa 90 Prozent der Unternehmen und mehr als 50 Prozent der Arbeitsplätze weltweit aus. 2017 riefen die Vereinten Nationen deshalb den 27. Juni zum internationalen Tag der Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen aus.

Zugleich haben es KMU, zumal in Ländern des globalen Südens, aufgrund ihrer geringen Größe besonders schwer, von konventionellen Banken Geld zu bekommen. Mangelnder Zugang zu Finanzmitteln ist ein zentrales Hindernis für das Wachstum von kleinen und mittleren Unternehmen, weiß die Weltbank.

Hier setzt die internationale Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit an. Die Sozialinvestorin finanziert zunehmend Partner im inklusiven Finanzwesen, die sich auf den KMU-Markt konzentrieren. „Für Oikocredit spielen KMU eine wichtige Rolle, denn sie schaffen Arbeitsplätze und wirken positiv auf die lokalen Gemeinschaften zurück, in denen sie angesiedelt sind“, sagt Helmut Pojunke, Geschäftsführer des in Bonn ansässigen Westdeutschen Förderkreises der Genossenschaft, über den mehr als 7.000 von weltweit 59.000 privaten und institutionellen Anleger*innen die Arbeit von Oikocredit unterstützen.

Mexiko, Brasilien, Nigeria

Anfang 2021 hat Oikocredit eine Minderheitsbeteiligung an Aspiria, einem mexikanischen Online-Kreditgeber für KMU, erworben. Das Unternehmen baut auf digitale Technologien, Datenanalysen und hochwertigen Service, um mexikanische KMU zu unterstützen.

Ende letzten Jahres stieg die Genossenschaft mit einer Minderheitsbeteiligung bei BizCapital ein. Das Fintech-Unternehmen ist ein führender Online-Kreditgeber für kleine und mittlere Unternehmen in Brasilien, fördert die Beziehungen zwischen Unternehmer*innen und bietet Instrumente und Dienstleistungen, die ihnen helfen, ihr Geschäft auszubauen.

Vor kurzem zahlte Oikocredit das erste Darlehen an Grace and Mercy Households Improvement Initiative (Grace and Mercy) aus. Bis zu 2,5 Millionen US-Dollar erhält die reichweiten-stärkste Mikrofinanzinstitution Nigerias, um vor allem Frauen mit kleinsten, kleinen und mittleren Unternehmen zu unterstützen.

Afrika, Asien und Lateinamerika

Insgesamt 1,1 Millionen kleine und mittlere Unternehmen unterstützt Oikocredit aktuell durch Finanzierungen und Schulungsprogramme für KMU-Kreditgeber in Afrika, Asien und Lateinamerika.

„Wir wollen unsere eigene Fabrik und unser eigenes Lager bauen“, sagt die Textilunternehmerin Carmiña López selbstbewusst. Die Zahl der 20 Näherinnen und zehn Zulieferer*innen will sie mindestens verdoppeln. Dafür braucht sie Kredite zu fairen Bedingungen. Darum achtet Oikocredit bei der Wahl der Partner nicht nur auf deren wirtschaftliche Seriosität, sondern auch auf die soziale Ausrichtung und die positive Wirkung ihrer Arbeit.

Oikocredit

Oikocredit ist eine weltweit tätige Genossenschaft und soziale Kreditgeberin. Seit 1975 setzt sich Oikocredit durch Finanzierungen in den Bereichen inklusives Finanzwesen, Landwirtschaft und erneuerbare Energien für nachhaltige Entwicklung ein. Derzeit arbeitet sie mit 544 Organisationen in 62 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas partnerschaftlich zusammen und vergibt an sie Kredite und Kapitalbeteiligungen. Daran beteiligt sind 59.000 Menschen und Institutionen weltweit, die ihr Geld sozial wirksam und nachhaltig bei der Genossenschaft anlegen. Auch der Evangelische Kirchenkreis An Sieg und Rhein gehört dazu.

 

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Oikocredit