Demo für Demokratie auf dem Siegburger Markt.
Demo für Demokratie auf dem Siegburger Markt.

Herz statt Hetze – „und keinen Augenblick lang nachgeben“

von Anna Neumann

01.02.2024

Rund 3.000 Menschen haben auf dem Siegburger Markt "Für unsere Demokratie und gegen die neuen Rechten" demonstriert. Mit dabei: Mitglieder und Mitarbeitende von Kirchenkreis, Diakonie und Jugendwerk.


Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann sagte: „Die Zukunft unseres Landes, die Zukunft unseres Zusammenlebens, sie wird nicht hinter verschlossenen Hoteltüren von rechten Ideologen gestaltet. Sie wird nicht gemacht von vermeintlichen Vordenkern. Diese Vordenker sind in Wahrheit Zurückdenker. Ewigvorgestrige. Unbelehrbare. Menschenfeinde.“

Schon die Bibel warnt vor Ausgrenzung

Eine Rede hielt auch die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Almut van Niekerk. In der Bibel gibt es die Geschichte von einer Art Versammlung, wo die ersten Christ*innen diskutierten, wie sie sich die Neumitglieder wünschen. Darf nur zu ihnen gehören, wer wie sie ist? Nein, sagen diejenigen, die sich in der Diskussion durchsetzen: Neumitglieder bringen ihr Eigenes mit. Anpassung nicht nötig. Basis ist allein der Glaube an Jesus Christus „und wir setzen auf die Liebe“. Und so entstand die weltweite Kirche mit ihren vielen Facetten, erklärte Superintendentin van Niekerk.

In der Bibel gibt es also die Lehre vom Glauben ohne Anpassungsdruck und ohne Ausgrenzung, so die Theologin in ihrer Rede, die eine eindringliche Werbung für Demokratie, Freiheit, Vielfalt und Nächstenliebe ist. Und gegen Rassismus, Antisemitismus und die AfD. Die Mahnung in der besagten biblischen Geschichte (Galater 2,4-5), also schon damals, lautete: falschen Kompromissen oder unsäglichen Vorstellungen „keine Augenblick lang nachgeben“. Dazu rief Superintendentin van Niekerk  auf der Demo auf: „Keinen Augenblick lang nachgeben!“

Gegen Rechtsdrall

Christa Feld von der Flüchtlingsinitiative Siegburg ging drauf ein, dass Migranten für einen bedeutenden Teil der wirtschaftlichen Wertschöpfung verantwortlich sind. Ökonomen warnen vor dem Rechtsdrall unseres Landes und aufkommendem Fremdenhass. „Es gibt Integrationsprobleme, keine Frage, die aber innerhalb des demokratischen Parteienspektrums gelöst werden müssen.“

Eine wirtschaftliche Zielrichtung schlug auch Michael Korsmeier von der IG Metall ein. Die Rechten und die sie vorrangig verkörpernde Partei haben entgegen anderslautenden öffentlichen Statements nichts in ihrer Programmatik, was Menschen mit geringem Einkommen helfe. Also: „Kein Mandat für Verfassungsfeinde und erst recht kein Platz für Rassismus!“

Auch der Sport steht für Integration

Bettina Heinrichs-Müller vertrat den Kreiskatholikenrat. Die Brücke zur Gegenwart schlagend, rief sie ins Mikrofon: „Die Rechte will ein anderes Deutschland. Rechts wählen mag legal sein. Legitim ist es nicht.“

Werte des Sports sind unvereinbar mit rechter Propaganda und Ideologie, so Michael Römer für den Siegburger Sport. Dieser stehe für Integration, Verständigung, Fairness und Respekt.

Bitte um Zivilcourage

AWO-Geschäftsführerin Barbara König thematisierte die offene Frauenfeindlichkeit, an der man die Läufer auf der rechten Außenbahn erkenne. „Wir von der AWO helfen Frauen in Not.“ Die Kundgebungsteilnehmenden bat sie um Zivilcourage. Wenn Flüchtlinge und Wohnungsnot in einem Atemzug genannt und verknüpft werden, müsse die Antwort lauten: Lasst uns mehr Sozialwohnungen bauen.

In allen möglichen Kommunen haben sich dieser Tage Menschen versammelt und für Demokratie, Toleranz, Respekt ausgesprochen. Vor Ort beteiligten sich auch evangelische Christ*innen, Pfarrpersonen sprachen, darunter Pfarrer Dr. Stefan Heinemann, Pfarrerin Dr. Anne Kathrin Quaas und Pfarrer Jens Römmer-Collmann.