Weihnachten, das große frohe Fest, bereitet manchen Menschen Schwierigkeiten. Woher kommt diese Verkehrung?

Erfahrungsgemäß ist Weihnachten bei uns in der Telefonseelsorge immer ein Thema. Alle Menschen haben riesige Erwartungen an Harmonie, an familiäres Zusammensein. Das führt nicht selten zu Diskrepanz. So erleben Menschen, die oft einsam sind, verstärkt Isolation, weil Freunde, die im Alltag für Verabredungen erreichbar sind, vielleicht über die Feiertage enger an ihre Familie gebunden sind. In diesem Jahr liegt Weihnachten für Arbeitnehmer*innen schlecht, aber für einsame Menschen gut. Die Feiertage fallen auf Samstag und Sonntag. Das schränkt einsame Menschen etwas weniger ein. Und sei es, wieder einkaufen oder zum Sport gehen zu können.

Raten Sie einsamen Menschen, sich für Weihnachten frühzeitig etwas zu überlegen? 

Ich glaube, da kann ich wenig raten. Wenn Menschen die Ressourcen im persönlichen Umfeld haben, kann es sinnvoll sein, Verabredungen zu treffen. Viele einsame Menschen haben genau diese Möglichkeiten aber nicht. Oder es gibt langjährige Konflikte oder Unausgesprochenes, das eine Begegnung zu Weihnachten erschwert. Das wird an den Feiertagen besonders offenbar, wenn vermeintlich alle anderen harmonisch mit Freunden und Familie feiern.
Aber es ergibt sicherlich Sinn, zu überlegen, wie man die Feiertage verbringen möchte. Gibt es andere Menschen in einer ähnlichen Situation, mit denen ich mich verabreden kann? Gibt es vielleicht auch Angebote in der Gemeinde?

Und an Weihnachten selbst?

Die Telefonseelsorge ist auch an den Weihnachtstagen rund um die Uhr erreichbar. Hier sind Männer und Frauen, die zuhören und mit den Anrufenden ins Gespräch kommen. Es gibt auch hier keine Ratschläge und Tipps, sondern es geht um das gemeinsame Gespräch. Dabei gilt es, erst einmal das jeweilige Gefühl, die Sorge oder das Anliegen aufzunehmen und auszuhalten. Das ist die Kernaufgabe der Telefonseelsorgerinnen und -seelsorger. Das gilt auch für das Thema Einsamkeit.