Was hat Single-Sein mit Gott zu tun? Warum sollte ich das vor Gott bringen?

Weil man alle Lebenssituationen zu Gott bringen kann. Weil wir ja in allen Lebenssituationen glauben: Wir können Dank, Klage, Bitte und Freude vor Gott bringen. Gerade als Single hat man ganz viele Momente, wo man dankbar ist: für Freund*innen, die einen unterstützen. Wenn ich etwas alleine schaffen muss und dann kommt jemand und hilft. Man hat auch Momente, wo man klagen kann oder wo man bittet und hofft. Eine*r sagt vielleicht: Es wäre schön, wenn es anders wäre, wenn ich nicht so einsam wäre. Das sind klassische Situationen zu beten, um Segen zu bitten und diesen zu empfangen. Uns ist aufgefallen: Es gibt nur ganz wenige Gelegenheiten, das auch im Gottesdienst zu tun.

Warum ist das so?

In Gebeten wird zum Beispiel oft für Menschen gebetet, die alleine sind. Da kann mitschwingen: dass sie schnell wen finden mögen. Die Freiheit als Single in ihrer ganzen Ambivalenz – ich muss das alleine schaffen; mir kann niemand reinreden – kommt nicht so oft ins Gebet. Es kann schön sein, Freiheit zu haben und ungewöhnliche Lebenskonstellationen zu führen – und das kann man als Dank vor Gott bringen. Und auch die Momente, wo es nicht schön ist – als Klage oder Bitte.

Für andere zu bitten und zu beten ist vielen Menschen vertraut vor. Hält das die eigene Einsamkeit vom Hals?

Bevor man eine eigene Lebenssituation im Gebet vor Gott bringen kann, muss man sie erst einmal annehmen. Man muss sie benennen können. Ich bin Single. Das ist mein Leben. Mit all den Facetten – mit dem Schönen, mit der Freiheit, mit der Einsamkeit, mit dem Negativen. Als diese Person bete ich und glaube ich.

Und dann bekomme ich den „Segen für Singles“?

Ja – und mehr. Uns ist aufgefallen: Single-Leben heißt nicht, dass man alleine ist. Man hat Menschen, die für einen da sind, aber in anderen Konstellationen. Zum Beispiel die beste Freund*in oder eine spezielle Bindung mit der Tante. Nur: Es gibt keinen Ort in der Kirche, um diese Verbindungen zu feiern. Ein Paar feiert Hochzeit in der Kirche. Mit eigenen Kindern feiert man Taufe. Aber wo feiert man Beste-Freund*innenschaft? Unsere Idee ist deshalb der Segen für Singles.

Was ist für Singles reizvoll, andere Singles zu einem Segen zu treffen?

Um sich einfach mal den Segen zusprechen zu können. Um sich wirklich gesegnet zu fühlen. Und um jemanden mitzubringen, vielleicht ja auch beste Freund*innen oder eine Nachbarschaft. Menschen, mit denen man Verantwortung füreinander übernommen hat, ähnlich wie in Familien. Den kirchlichen Segen holen, der so oft fehlt, gerade in der mittleren Lebensphase. Es gibt so viele Lebenskonstellationen, die einen Segen verdienen. Wir treffen uns und bringen selbst unsere Gefühle in den Raum.

Wer ist eigentlich Single?

Das können Menschen sein, die sich vor drei Wochen getrennt haben. Das können Menschen sein, die seit zehn Jahren alleine sind. Menschen, die einer Beziehung nachtrauern. Menschen, die mit ihrer Situation sehr zufrieden sind. Menschen, die noch nie in ihrem Leben eine Beziehung hatten, vielleicht auch gar keine Beziehung wollen. Menschen, die sich nach einer Beziehung sehnen, aber es hat noch nicht geklappt. Es können Alleinerziehende mit Kindern sein. Es können verwitwete Menschen sein. Es können geschiedene Menschen sein. Es können queere Menschen sein. Eine große bunte Gruppe von Menschen. Es sind alle herzlich eingeladen, die kommen wollen. Alle, die anderen einen Segen zusprechen möchten. Und alle, die sich einfach in einen Raum stellen möchten, der voller Segen ist.

Herzlich willkommen! Der „Segen für Singles“ findet am Freitag, 11. Oktober, 18 Uhr, in der Röstburg, Wilhelmstraße 56, in Siegburg statt.

Die Theologin Dr. Katharina Opalka arbeitet sowohl an der Universität Bonn, als auch als Pastorin im Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein. Sie ist eine von vier Frauen, die die Feier vorbereiten.