Oberkirchenrätin und Leiterin der Abteilung „Theologie und Ökumene“ im Landeskirchenamt, Dr. Wibke Janssen, und Pfarrer Sebastian Schmidt.

Ein Garten, in dem Gemüt und Magen satt werden

von Jeremie Niyiguha

04.11.2025

Wie sollten Kirchen auf sich wandelnde gesellschaftliche Dynamiken, schrumpfende Ressourcen und veränderte Formen des Engagements reagieren?


Was lässt sich aus dem Erbe der Reformation lernen, um die Kirche heute zu erneuern? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Reformationstagsgottesdienstes in der Troisdorfer Johanneskirche.

Als Gastpredigerin sprach Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen, Leiterin der Abteilung „Theologie und Ökumene“ im Landeskirchenamt. In ihrer Ansprache mit dem Titel „Impulse zum Reformationstag 2025“ griff sie das Bild des Waldes und des Gartens als Metaphern für kirchliche Transformation auf. Unter dem Stichwort „Mixed Ecology“ wird vielerorts über das Bild das Mischwalds diskutiert.

Anknüpfend an die Vision von Reformator Martin Luther erinnerte Wibke Janssen daran, dass Reformation kein einmaliges historisches Ereignis sei, das man nur erinnere, sondern ein fortwährender Aufruf zu Veränderung, Mut und geistlicher Erneuerung.

Die Kirche habe eine doppelte Aufgabe: das zu beseitigen, was ihrer Sendung nicht mehr dient, und Raum für neue Wachstumsformen zu schaffen. Dr. Janssen stellte das traditionelle „Ortsgemeindeprinzip“. infrage und verglich es mit einer Monokultur, die wie ein Fichtenwald vom Borkenkäfer bedroht ist. Stattdessen schlug sie ein „Mischwald“-Modell vor, in dem vielfältige Formen kirchlichen Lebens gedeihen können: Gemeinden oder Gemeinschaften in Schulen, Krankenhäusern oder beispielsweise „in den Grillhütten des Hunsrücks“. Die Oberkirchenrätin plädierte für „Artenvielfalt“.

Sie malte das Bild eines Gartens, in dem Kraut und Gemüse, Blühendes und Nahrhaftes benachbart gedeihen – bildlich gesprochen in dem „Gemüt und Magen satt werden“. So wie Gärten Zäune haben, habe die Kirche Grenzen, in finanzieller und personeller Hinsicht. Sie empfahl einen „guten Mix, die Natur machen lassen und gärtnerisch gestalten“.

Auf E-Mail-Nachfrage betont sie, dass manchmal auch eine „Exnovation“ sinnvoll ist, das Aufgeben einer Aufgabe, auch wenn es schmerzhaft“ sei. Im Blick auf Neuanfänge erklärt Dr. Janssen, dass „Neupflanzungen an der Basis entschieden werden müssen – dort, wo gepflanzt wird und Kenntnis der regionalen Gegebenheiten vorhanden ist.“

Kirchenleitende könnten diese Bemühungen unterstützen, indem sie „Ideen und Know-how“ aus ihren überregionalen Netzwerken innerhalb der Landeskirche, im ökumenischen Kontext und aus der Forschung einbringen.