Dr. Katharina Opalka Foto: Stefan Heinemann

Dr. Katharina Opalka: In die Dystopien hinein von Liebe erzählen

von Anna Neumann

26.10.2023

„Wie kann man leben in einer brennenden Welt? Wovon kann man sprechen, wenn alles auseinanderzubrechen droht?“ Diese Fragen hat Dr. Katharina Opalka an den Anfang ihrer Predigt gestellt.


Sie predigte im Gottesdienst zu ihrer Ordination. Pfarrer Dr. Stefan Heinemann, Scriba und somit zweiter stellvertretender Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein, hat Opalka kürzlich in der Bonner Schlosskirche ordiniert, also in den Dienst als Pastorin eingesetzt. Als angestellte Pastorin im Vertretungsdienst ist Dr. Opalka nun mit verschiedenen Aufgaben im hiesigen Kirchenkreis betraut, u.a. in der Evangelischen Kirchengemeinde Hennef.

Worte der Erschütterung und einer unsicheren Welt finden sich im biblischen Predigttext. Prophet Micha erzählt von Tälern, die sich spalten, Wachs, das zerschmilzt und Wasser, das talwärts stürzt. Nach ersten hektisch-spontanen Aktivitätsgedanken bewege sich der Text in ruhigen Rhythmus, predigte Opalka. Sie empfahl wärmstens, Güte und Solidarität zu leben, in die Dystopien hinein Geschichten von Liebe zu erzählen, wenn auch brüchige. Weil das radikal ist und widerständig. Besonnen mit Gott mitgehen – dazu ermutigte sie die Gemeinde, die sich zu ihrer Ordination versammelt hatte.

Die Bibelauslegung ist Katharina Opalka auf den Leib geschrieben, denn sie ist forscht zu Resilienz und Spiritualität. Die 38-Jährige hat nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Marburg und Göttingen sowie dem Vikariat und dem Zweiten Theologischen Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers 2014 ein Promotionsprojekt begonnen – dazu kam sie an die Universität Bonn. In der Systematischen Theologie bei Prof. Dr. Cornelia Richter schloss Opalka 2019 ihre Doktorarbeit ab: „Narrativität und Performanz der Demut“ lautet der Titel der Doktorarbeit.

Die Theologin blieb in Bonn, forschte weiter und spezialisierte sich auf Spiritualität als Teil der Forschungsgruppe „Resilienz in Religion und Spiritualität“. Dabei hat sie besonders viel von der interdisziplinären Zusammenarbeit mit der Philosophie, der Psychologie und der Palliativmedizin gelernt sowie bei ihren Forschungsaufenthalten in Oxford/Großbritannien und New York/USA, im Rahmen des Annemarie-Schimmel-Stipendiums der Uni Bonn. An Fragen zur Spiritualität wird sie weiterdenken, mit einem Fokus darauf, wie nicht nur die Texte, sondern auch die Atmosphären in einem Gottesdienst auf uns wirken: Dann, wenn wir zwischen dem Kreuz und der Osterkerze stehen, so die Schlussworte ihrer Ordinationspredigt.

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