Die Kreissynode – weitere Informationen
von Anna Neumann
16.11.2024
FINANZEN
In ihrer Verantwortung für die kreiskirchlichen Finanzen hat die Kreissynode zwei Doppelhaushalte für die Jahre 2025 und 2026 angenommen: den für die Diakonie An Sieg und Rhein und den für das Kita-Referat. Insgesamt hat die Diakonie An Sieg und Rhein im Jahr 2025 einen Etat von rund 6,3 Millionen Euro. Das Kita-Referat mit seinen zehn Kitas bewegt im nächsten Jahr rund 7,4 Millionen – nach Vorgabe der Kreissynode ohne Belastung des Haushalts des Kirchenkreises.
Für den Etat der Diakonie muss man wissen: Die Zuweisung vom Kirchenkreis wird neu berechnet. Bisher konnte die Diakonie einen bestimmten Geldbetrag einplanen. Nunmehr ist es ein fester prozentualer Anteil, der sich mit der Höhe der kreiskirchlichen Kirchensteuereinnahmen verändern kann. Im kommenden Jahr gilt noch eine Übergangslösung.
Dieses neue Grundprinzip hilft gerade durch die Verschränkung: Bei positiven Finanzsituationen werden die Chancen unmittelbar weitergegeben; im Falle von negativen Entwicklungen werden auch die Risiken direkt geteilt – und somit nicht verschoben, so dass prompt reagiert werden kann.
Vorgestellt wurden die Haushaltspläne der Kreissynode vom Vorsitzenden ihres Finanzausschusses, Dr. Dietmar Flösch. Dieser gab auch einen Überblick über die aktuelle Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen. Sie fallen 2024 besser als geplant aus. Dies erlaube jedoch nur ein kurzes „Atemholen“. Weil die Kirchensteuern anteilig auf Löhne und Gehälter berechnet werden, steigen sie dank vieler Tariferhöhungen. Der Druck bleibt: Rückgehende Mitgliederzahlen werden die Einnahmen schmälern.
Daher ist das neu eingeführte Kennzahlensystem wichtig. Kennzahlen sind Steuerungsgrößen wie beispielsweise die Liquiditätsquote, die die Zahlungsfähigkeit von Kirchengemeinden beschreibt, oder die Eigenkapitalrendite als Maß für die Entwicklung des Eigenkapitals. Diese würden eine deutlich bessere Steuerung der Finanzsituation und ggf. auch zeitnahe Eingriffe erlauben, so Flösch. Für ihn steht fest: „Das neue Grundprinzip und die Kennzahlen helfen uns, besser zu steuern.“
Für ihn war es der letzte Finanzbericht, wie er der Kreissynode zum Schluss mitteilte. Zwar bleibt er Mitglied des Finanzausschusses, aber den Vorsitz gibt er ab. Acht Jahre lang hatte Dietmar Flösch den Vorsitz inne. Nun möchte er Zeit gewinnen – teils für private Vorhaben, teils für die Transformationsprozesse seiner Evangelischen Kirchengemeinde Beuel, deren Presbyterium er leitet; ebenfalls ehrenamtlich.
PARTNERSCHAFTSARBEIT
In der Aussprache zum Bericht des Kreissynodalvorstands (KSV) ging es um die Partnerschaft des Kirchenkreises mit Tsumeb, einem Kirchenkreis in Namibia. Wie im Bericht erbeten, reagierten Synodale auf die geschilderte „Problemanzeige“: Die Partnerschaft steht in Frage.
Der Reihe nach: Die „weitgehend gute Verbindung“ besteht vierzig Jahre, auch dank gegenseitiger Besuche. Auch Finanzhilfen flossen nach Tsumeb – seit längerem über einen überregionalen Solidaritätsfonds, in der Pandemie auch einmal direkt nach Tsumeb für diakonische Aufgaben.
Dem Ende der Pandemie und der Wahl eines neuen Bischofs der „Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia“ folgten allerdings laut Bericht „viele interne Streitigkeiten“ – sowie die Aufgabe des Solidaritätsfonds und eine Untersuchung der finanziellen Lage der namibischen Kirche. Dabei erwies sich das Finanzverhalten als intransparent. Der KSV könne deshalb keine weiteren Zahlungen verantworten. Außerdem habe der aktuelle Bischof die langjährige Tsumber Superintendentin Gerda Kayambu aus dem Amt gedrängt. Kontakte zu Ehrenamtlichen gingen verloren. Und so sehe der KSV nun „keine Perspektive“ mehr und schlage die Beendigung der Partnerschaft vor.
In der nachdenklichen Aussprache in der Kreissynode war die Rede von einem „sehr seltenen Vorgang“. Machtkampf und Nepotismus wurden beklagt. Hier sei eine Grenze überschritten, meinte eine Synodale. Ein anderer Synodaler, beruflich in der Entwicklungszusammenarbeit tätig, empfahl zu prüfen, ob ein Pausieren sinnvoll sein könnte – statt der Beendigung. Eine Entscheidung hatte die Kreissynode jetzt nicht zu treffen – ggf. steht sie kommenden Sommer an.
PFARRSTELLEN
Die Verteilung der Pfarrstellen war ein Thema, das an verschiedenen Stellen der Kreissynode angesprochen wurde. Alle 28 evangelischen Kirchengemeinden an Sieg und Rhein hatten der Synode im Vorfeld schriftliche Berichte zukommen lassen – die dortigen Ausführungen zu den Pfarrstellenbesetzungen wurden aufgegriffen; die Berichte wurden in mehreren Kleingruppen besprochen. Im Bericht des Kreissynodalvorstandes (KSV) wurde u.a an die übergeordnete landeskirchliche Ebene erinnert, die zu Jahresbeginn die Pfarrstellenplanung 2040 festgelegt hat. Zugleich wurde eine Diskussion in die Kirchenkreise gegeben, u.a. mit der Frage, wie Pfarrstellen aufgeteilt werden sollen zwischen Ortsgemeinden, Funktionsstellen wie z.B. in Schulen und Krankenhäusern und kirchlichen Erprobungsfeldern.
Wird eine Pfarrstelle in einer Ortsgemeinde wiederbesetzt, wenn der oder die bisherige Stelleninhaber*in in den Ruhestand geht? Mitgliederrückgänge erlauben das praktisch nie mehr. Das kalkuliert der Pfarrstellenrahmenplan des Kirchenkreises deshalb auch ein. Gemeinden rücken in jeweiligen Kooperationsräumen enger zusammen oder fusionieren. Ehrenamt gewinnt gegenüber Hauptamtlichkeit neue Bedeutung. Aber verbleibende Pfarrpersonen bemerken auch Arbeitsverdichtung oder gar Überlastung, wurde in den Diskussionen deutlich. An die Landeskirche adressiert, wurde u.a. kritisiert, dass abwertend von „traditionellen“ Gemeinden die Rede ist. Kritisiert wurde auch „Scheinpartizipation“.
PRESBYTERIUMSWAHLEN
Im KSV-Bericht aufgegriffen und im Plenum diskutiert wurden auch die Presbysteriumswahlen, die Anfang 2024 abgehalten worden sind. Beklagt wurden im KSV-Bericht zu wenige ausreichende Vorschlagslisten und die noch einmal gesunkene Wahlbeteiligung. Die Wahl in einer Gemeindeversammlung war neu, stieß laut KSV „nicht überall auf Begeisterung“. In der Aussprache wurde klar, es sich positive und negative Erfahrungen mischen.
TREIBHAUSGASNEUTRALITÄT
Die kirchlichen Gebäude an Sieg und Rhein sollen bis zum Jahr 2035 treibhausgasneutral sein. Um die Umwelt zu schonen, um die Schöpfung zu bewahren. Über den Stand der Dinge tauschte sich die Kreissynode aus. Zwei Kirchengemeinden fungieren als Pilotgemeinden. Nicht nur sie, sondern alle Gemeinden haben mehrere Schritte zu gehen: In einem ersten Projektabschnitt werden ihre Gebäude gesichtet. Festzulegen sind „Kerngebäude“ – die gegebenenfalls so zu sanieren sind, dass sie treibhausgasneutral werden. Um Erfahrungen besser miteinander zu teilen, wird im Kirchenkreis ein sog. Soundingboard gegründet.
Links
weitere Beiträge von der Herbstsynode 2024