Die Kreissynode hat sich unter anderem mit dem Tauffest 2024 beschäftigt – Ein Geschenk mit Festivalcharakter
von Anna Neumann
06.11.2023
Das Fest wird Festivalcharakter haben, verspricht Pfarrerin Dr. Anne Kathrin Quaas. Auf der Synode des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein am Samstag in Herchen hat die Theologin, die dem Vorstand des Kirchenkreises angehört, herzlich zur Teilnahme eingeladen: „Kommen Sie! Es lohnt sich.“ Diakon Simon Schilling, ebenfalls Mitglied im Kreissynodalvorstand (KSV), erklärte: „Das Tauffest ergänzt Gemeindeangebote.“
Das Tauffest planen die drei Kirchenkreise Bonn, Bad Godesberg-Voreifel und An Sieg und Rhein gemeinsam. Es wird am 29. Juni 2024 in der Bonner Rheinaue stattfinden. Im Zen-trum stehen Taufen von Säuglingen, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Rundherum ist vor allem viel begeisternde Musik geplant: Mit dabei sind Judy Bailey mit ihrer Band, ein großer Kinderchor und Posaunenbläser. Das Motto für das Fest lautet: „Dich hat der Himmel geschickt!“
Der Ausblick auf die Planungen für das Tauffest 2024 hat die Tagung der Kreissynode abgerundet. Rund 150 Mitglieder zählt die Synode. Sie vertreten die 28 Kirchengemeinden an Sieg und Rhein sowie die weiteren Dienste wie Diakonie, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Schulpfarrämter und Krankenhausseelsorge. Die Kreissynode bestimmt den Kurs des Kirchenkreises, der gut 100.000 Mitglieder hat.
Menschen sprachlich besser mitnehmen
Künftig soll im kirchlichen Leben noch einmal stärker auf einen verständlichen, möglichst barrierefreien Sprachgebrauch geachtet werden. Das hat die Kreissynode beschlossen. Manchmal hängen Formulierungen Menschen einfach unabsichtlich ab. Deshalb hat sich der Kirchenkreis selbst verpflichtet: Wer spricht oder schreibt, soll das einfach und gendersensibel tun.
Ihr selbst sei das zunächst auch schwergefallen, bekannte Ingrid Tramm, Presbyterin, Synodenmitglied und beruflich tätig als Redakteurin beim Deutschlandfunk. Dort betreut sie die Nachrichten in Einfacher Sprache. Ihre Erfahrung hat sie der Kreissynode in einem Vortrag ans Herz gelegt: Verständliche Sprache gelingt mit einfachen Handgriffen, beispielsweise: Passiv vermeiden, Schachtelsätze auflösen, auf Ironie verzichten. Ingrid Tramm: „Auch wir in der Evangelischen Kirche sollten Einfache Sprache verstärkt verwenden, damit mehr Menschen mitgenommen werden.“
Die Kirche komme ihrem Auftrag dann besser nach, erklärte Superintendentin Almut van Niekerk. Die Kirche sei auch Anwältin für die Menschen, die nicht immer zuerst im Blick sind. Christiane Böcker, Pfarrerin für Behindertenarbeit und Inklusion, betonte: „Wir öffnen damit noch mehr Türen.“
Superintendentinnenamt als Hauptamt
Wenn im nächsten Jahr die Wahlperiode für das Leitungsamt im Kirchenkreis endet und die (Wieder-) Wahl ansteht, wird die Struktur geändert. Heute ist Almut van Niekerk beides: Superintendentin des Kirchenkreises und Gemeindepfarrerin in Sankt Augustin. Diese Konstruktion wird kirchlich Nebenamt genannt. Daraus wird künftig ein Hauptamt. Das hat die Kreissynode am Samstag beschlossen. Wenn die Superintendentin 2024 wiedergewählt wird, dann wird sie die Gemeindepfarrstelle verlassen.
Wenn man weiß, dass den Superintendent:innen im Nebenamt für ihre Gemeindepfarrstelle eine Entlastung zusteht, erscheint der Unterschied vielleicht nicht so groß. Das Informations- und Argumentationspapier des Kreissynodalvorstands für die Kreissynode machte Feinheiten deutlich: Das Hauptamt werde der Fülle der Aufgaben besser gerecht. Denn es vermeide einen Spagat zwischen Kirchenkreis und Gemeinde, heißt es darin.
In der Aussprache erkundigten sich Mitglieder der Kreissynode nach Details, um die Konstruktion hauptamtliche Superintendent:in gut zu verstehen. Wie bisher ist das Amt ein Wahlamt; die Wahlperiode dauert acht Jahre. Anders als bisher wird eine Stelle beim Kirchenkreis eingerichtet und ausgeschrieben. Auswirkungen auf Kosten hat die Sache nicht: Die Besoldung bleibt sich gleich. Auf den Pfarrstellenrahmenplan wirkt sich der Wechsel vom Neben- zum Hauptamt nicht aus. Statt der Entlastungsstelle gibt es eine kreiskirchliche Stelle. Voraussetzung für die Änderung ist eine Zweidrittelmehrheit: Sie kam zustande.
Finanzen
Der Evangelische Kirchenkreis An Sieg und Rhein passt in der kommenden Zeit seine Finanzen an die geringer werdenden Kirchensteuereinnahmen an. Das hat der Vorsitzende des Finanzausschusses, Dr. Dietmar Flösch, in der Synode berichtet. Der Kirchenkreis wird weniger Geld ausgeben. In diesem Jahr standen rund 25 Millionen Euro zur Verfügung. Der geplante Doppelhaushalt für die kommenden beiden Jahre geht von leicht rückläufigen Finanzmitteln aus: 24,7 Millionen Euro im Jahr 2024 und 24,3 Millionen Euro im Jahr 2025. Diesen Haushaltsplan – einschließlich seiner Zuweisungen an Diakonie und Jugendwerk – hat die Kreissynode in einer Abstimmung angenommen.
Außerdem hat sie die Umlage beschlossen. Die Kirchensteuereinnahmen fließen an die Gemeinden, die rund ein Viertel für die gemeinsamen Aufgaben im Kirchenkreis zusammenlegen. Genau genommen steigt die Umlage von 23,9 Prozent auf 25,32 Prozent im Jahr 2024 und auf 25,59 Prozent im Jahr 2025. Ein Antrag, die Umlage geringer zu halten, fand keine Mehrheit. Praktisch fängt die leicht steigende Umlage Zusatzkosten bei den Gemeinschaftsaufgaben auf, darunter Projektkosten für die Entscheidungsfindung zur treibhausgasneutralen Umwandlung der relevanten kirchlichen Gebäude.
Presbyteriumswahlen 2024
Ausführlich hat sich die Kreissynode mit dem Bericht des Kreissynodalvorstands und den Zahlen aus dem kirchlichen Leben beschäftigt. Am 18. Februar kommenden Jahres sind Presbyteriumswahlen. Acht der 28 Gemeinden haben dann echte Wahlen, weil es mehr Kandidierende als Plätze gibt. In 18 Gemeinden reicht die Wahlliste nicht so weit. Der Kreissynodalvorstand hat für sie eine Wahl in einer Gemeindeversammlung angeordnet. Das ist eine Premiere, möglich durch geänderte landeskirchliche Regelungen. Sie sorgte für eine Debatte in der Kreissynode. Bisher genügte bei einer Wahlliste ohne Wahlalternativen eine Bestätigung durch den KSV.
Dazu gab es auch Widerspruch: „Wir sind froh über jeden Kandidierenden, der überhaupt da ist“, meinte eine Gemeindepfarrerin. Zum Verständnis: Die klassische Wahl der Gemeindeleitungen ist als Urnen-, Brief- und 2024 erstmals auch als Online-Wahl möglich. Sie löst die demokratische Wahl als „Markenzeichen evangelischer Identität“ ein, wie es im Bericht der KSV heißt. Die Wahl in einer Gemeindeversammlung erscheine zwar noch ungewohnt, biete aber eine „klarere demokratische Legitimierung“ als die bloße Bestätigung.
Segen für werdende Eltern, Segen für den Ruhestand
Die Evangelische Kirche in der Region kommt ihren Mitgliedern noch stärker entgegen. Zusätzlich zum Tauffest bereiten übergemeindliche Arbeitsgruppen besonders schöne Angebote vor. Ende Januar wird es erstmals eine Segensfeier für werdende Eltern geben. Im Frühjahr folgt für eine ganz andere Zielgruppe eine überraschende Aktion: ein „Segen für den Ruhestand“. Um auch künftig Menschen kreuz und quer durch den Kirchenkreis seelsorglich gut zu versorgen, startet der Kirchenkreis eine Seelsorgeausbildung für Ehrenamtliche. Für Interessierte gibt es dazu einen Infoabend am 24. November.
Um die Schöpfung zu bewahren, betreibt der Kirchenkreis eine klimaneutrale Umwandlung seiner Gebäude. Die Umsetzung dieses Prozesses liegt in den Händen der Bauabteilung des Kirchenkreises. Als Pilotgemeinden haben sich Oberkassel-Königswinter und Siebengebirge an die Spitze der Bewegung gesetzt. Mit der so genannten kooperativen Visitation sorgt der KSV dafür, dass sich schrittweise alle Gemeinden besuchen. Das Konzept sei ein gutes Instrument, teilt der KSV mit. Damit gelinge vor allem Beratung und Begleitung der Gemeinden – und letztlich die nötige kirchliche Weiterentwicklung.
Sorge um negative Mitgliedschaftsentwicklung
Dazu passt das Thema kirchliches Leben in Zahlen. „Die kirchliche Landschaft ist in großen Veränderungen“, heißt es im KSV-Bericht. Die Rede ist von einem „disruptiven Wandel“. Gemeint ist eine rasant zurückgehende Mitgliederentwicklung. Die Zahl der Kirchenaustritte an Sieg und Rhein hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Da tröstet nicht, dass die Verlustquoten im hiesigen Kirchenkreis leicht unter dem landeskirchlichen Durchschnitt liegen.
Als gute Nachricht ist zu verbuchen: Nach den Corona-Jahren haben Taufen und Konfirmationen ihren zentralen Stellenwert im Leben der Kirchengemeinden wiedererlangt. Austritte seien oftmals externen Faktoren geschuldet und unterlägen Wellenbewegungen, erklärte Pfarrer Dr. Stefan Heinemann, der zweite Stellvertreter der Superintendentin.
Eröffnungsgottesdienst
Die Kreissynode hat im Bodelschwingh-Gymnasium in Herchen getagt. Begonnen hat sie morgens in der Evangelischen Kirche Herchen mit einem Abendmahlsgottesdienst. In ihrer Predigt sprach Ortspfarrerin Ulrike Ritgen von Gott, der felsenfest an unserer Seite steht. Die Kollekte in Höhe von 850 Euro fließt an das Projekt Ohrenkuss – ein Bezug zum Synodenthema inklusive Sprache.