Die Hoffnung – eine Ausstellung, ein Vortrag, ein Gemeinschaftsfoto
von Anna Neumann
23.11.2023
Bewegende Bilder
„Hope – HoffnungBewegt“ So lautet der Titel der Fotoausstellung von geflüchteten Mädchen und Frauen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak und dem Iran. Die Wanderausstellung war jetzt in Hennef im Carl-Reuther-Berufskolleg zu sehen.
Die Fotos haben die Bewohnerinnen eines Flüchtlingslagers in der Nähe von Thessaloniki / Griechenland gemacht. Ihre Bilder entstanden in einem Fotokurs im benachbarten Casa Base, einem sicheren Ort für Mädchen und Frauen. Mehr als vierzig junge Geflüchtete zwischen elf und 39 Jahren haben seit 2020 an den Fotokursen teilgenommen. Ihre Aufnahmen spiegeln die dramatischen Zustände im Flüchtlingslager.
Im Katalog zur Ausstellung schreibt der Präses der rheinischen Kirche, Dr. Thorsten Latzel: „Junge Mädchen und Frauen machen sich voller Hoffnung auf den Weg nach Europa. Sie sind geflohen aus den unhaltbaren politischen und humanitären Zuständen in ihren Heimatländern. Es sind Frauen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak und Iran und anderen Ländern. Manche sind allein gekommen, andere mit ihren Familien. In Europa, in Griechenland angekommen, erleben sie die Wucht europäischer Abwehr von Geflüchteten.“
Das Carl-Reuther-Berufskolleg ist eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Die Courage-AG der Schule mit ihrer Berufsschulpfarrerin Eva Zoske-Dernóczi hat die Wanderausstellung eingeladen. Bei manchen Aufnahmen falle es schwer, darin noch Hoffnung zu erkennen, so die Berufsschulpfarrerin.
Berührender Vortrag
„Hope für Frauen im Iran: Frau – Leben – Freiheit“ lautete der Vortrag der deutschiranischen Diplom-Pädagogin Shabnam Arzt am vorletzten Ausstellungstag. Die Deutschiranerin suchte direkt zu Beginn den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern in der Aula, fragte sie nach ihren Wünschen und Träumen. Ihre Freizeit verbringe sie am liebsten mit Freunden, antwortete eine junge Frau. Sie wünsche sich Erfolg im Leben und hoffe, eine Familie gründen zu können, erklärte eine andere Schülerin des Hennefer Berufskollegs. Nach dem Abschluss würde er gern Architektur studieren, reagierte ein 20-jähriger Schüler.
Der Kontrast war dann deutlich: Mit eingeblendeten Porträtfotos sprach Shabnam Arzt über Mahsa Amini, die im Alter von 22 Jahren misshandelt und an ihren Verletzungen gestorben ist. Sie wurde weltweit bekannt. Shabnam Arzt würdigte weitere iranische Todesopfer: eine 16-Jährige, der Sicherheitskräfte auf den Kopf geschlagen hatten. Eine 17-Jährige, deren letzte Nachricht lautete: Ich werde von Sicherheitskräften gejagt. Eine weitere 16-Jährige, die sterben musste, weil sie ihr Kopftuch nicht richtig getragen habe. „Vier junge mutige Frauen – brutal ermordet, weil sie ein normales, selbstbestimmtes Leben führen wollten.“
Arzt würdigte auch die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi. Die Feindschaft gegen Frauen gehöre zu den Grundpfeilern des Islamischen Republik Iran, klagte Shabnam Arzt. Frauen würden seit nunmehr 44 Jahren unterdrückt und diskriminiert. Sie hoffe auf einen Sturz dieses mörderischen Regimes und eine säkulare Demokratie.
„Unser Schweigen ist ohrenbetäubend“, so Shabnam Arzt. Leider sie uns unsere Wirtschaft immer noch wichtiger, Deutschland ein wichtiger Handelspartner Irans. Die Schülerinnen und Schüler beschwor sie: „Wir können sehr viel bewirken.“ Wir müssten unsere Stimme erheben, beispielsweise Petitionen unterzeichnen, Patenschaften mitübernehmen, den Hashtag #fraulebenfreiheit teilen.
Wichtiger Jahrestag
„Stopp Gewalt gegen Frauen“ heißt die Überschrift über den Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, den 25. November. Darauf macht die UN-Kampagne „Orange The World“ aufmerksam. Das Hennefer Berufskolleg hat das Thema schon vor Jahr und Tag aufgegriffen: Schülerinnen schufen die orangefarbenen Bänke, die längst an vielen Orten im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn zu finden sind.
Inzwischen gibt es 32 dieser Bänke, berichtet Eva Zoske-Dernóczi. Den Bänken ist u.a. die Nummer des Hilfetelefons im Falle von Gewalt gegen Frauen eingeschrieben. Diese Nummer 116 016 bekannter machen, der Gewalt gegen Mädchen und Frauen etwas entgegensetzen – dem diente das gemeinsame Foto aller Schülerinnen und Schüler, das sie an diesem Vormittag in ihrer Aula zusammen aufgenommen haben.
Fotoalbum
Links
Berufskolleg, Geschichte der Bänke und Orange the World
Download
Katalog der Ausstellung „Hope – HoffnungBewegt“