Diakonie: Komplexe Lebenslagen immer deutlicher im Blick

von Anna Neumann

29.06.2021

Die Diakonie An Sieg und Rhein erfährt die „Paradoxie des Digitalen“ alltäglich. Die zunehmende Digitalisierung, beschleunigt von der Corona-Pandemie, bewirkt weniger direkte Kontakte.


Doch zugleich sorgt sie für eine vertrauensvollere Kommunikation und Zusammenarbeit. Das hat der Geschäftsführer der Diakonie An Sieg und Rhein, Patrick Ehmann, in der Allgemeinen Dienstbesprechung mit mehr als sechzig Mitarbeitenden deutlich gemacht.

Ehmann kündigte die Entwicklung einer „Integrierten Sozialarbeit“ an, einen Strategiewechsel der Diakonie, beruhend auf der Erkenntnis, dass die Problemlagen von Klient*innen heute komplexer sind. Um es an einem Beispiel zu sagen: Wenn eine Frau in die Schwangerenberatung kommt, wird im Erstgespräch künftig auch geklärt, welche Themen bei ihr (noch) anliegen, eine Art Clearing also.

Sollte sich zeigen, dass sie beispielsweise auch eine Suchtberatung benötigt, wird ihr nicht die Visitenkarte dieses anderen Fachbereichs ausgehändigt. Ratsuchende werden nicht „weitergeschickt“. Vielmehr soll künftig die „andere Fachkompetenz digital zugeschaltet“ werden. Nicht der Mensch läuft der Hilfe hinterher, sondern die Hilfe gesellt sich zum Menschen. Ehmann: „Die Beratung bleibt spezialisiert, aber die Organisation wird generalistisch.“

Kooperation, Kollaboration und Kommunikation

In seiner Ansprache fasste Ehmann weitere Entwicklungen zusammen: Die Diakonie hat ihr internes Innovationsprogramm ins Ziel gebracht. Das „Intrapreneurship-Programm“ gehört zu den verschiedenen Säulen, mit denen die Diakonie An Sieg und Rhein in die Zukunft steuert, so Ehmann.  Am Vormittag wurden die Ergebnisse der drei geförderten Projektideen der gesamten Mitarbeiterschaft vorgestellt

Stärkere Kooperation und Kollaboration, vertiefte Kommunikation und Vernetzung – sie werden die praktische diakonische Arbeit künftig immer stärker kennzeichnen. Und sie prägen die drei Projekte, die zum Abschluss des Innovationsprogramms vorgestellt wurden, ein Programm, das auch in die strategische Neupositionierung einfließen wird.

Beratungsplattform 

„Neue Wege“ heißt ein Projekt über Online-Beratung. Es zielt auf eine Beratungsplattform, die digitale und hybride Beratung ermöglichen und auf multiple Problemlagen zugeschnitten wird. Angedacht sind Details wie „Beratung in der Hosentasche“ beim Behördengang.

„Our House“ heißt ein zweites Projekt. War es ursprünglich als tatsächliches Haus angedacht, stellte die Arbeitsgruppe es nun als „Haltung“ vor, mit der die Teams ihre Klient*innen „bestmöglichst versorgen“.

Last but not least: „ProMi-Fit“ ist eine Initiative für Gesundheits- und Kompetenzförderung der Mitarbeitenden. Das somit abgeschlossene Intrapreneurship-Programm hat die Diakonie An Sieg und Rhein zusammen mit dem Social Impact Lab realisiert.

Finanziell stabil

Die Diakonie An Sieg und Rhein ist finanziell weiterhin in einer stabilen Situation, konnte trotz Corona bislang eine Schieflage vermeiden. „Wir haben unsere Angebote weitestgehend aufrecht erhalten, und daher haben die Kostenträger die Angebote weiterhin bezahlt,“ berichtete der Geschäftsführer.

Patrick Ehmann skizzierte in seiner Ansprache bereits erfolgte Veränderungen in der Diakonie: Durch die beschleunigte Digitalisierung konnte die Arbeit immer öfter zielgerichteter geschehen, etwa indem Meetings ohne Anreise, auch mal für eine halbe Stunde, online abgehalten werden.

In „flacheren Hierarchien“ haben Mitarbeitende kreuz und quer zusammengearbeitet, so Ehmann. Außerdem entstanden neue Angebote für Klient*innen wie das „Digifé“, ein Online-Gesprächstreff für Menschen mit psychischer Erkrankung.

 

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