Als „Steward“ an der ÖKR-Vollversammlung teilnehmen – Arbeiten, beten und schwitzen
von Redaktion EKASuR
15.07.2022
Die alle acht Jahre stattfindende Vollversammlung findet zum ersten Mal in Deutschland statt. Es werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt dabei sein. Tabea Wey, Vikarin in Niederkassel, fährt als „Steward“ nach Karlsruhe.
Sie haben bereits an einer Vollversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen teilgenommen. Was ist Ihnen wichtig an der weltweiten Zusammenarbeit der Christinnen und Christen?
Mir ist zuerst einmal wichtig, zusammenzukommen und sich bewusst zu machen, dass wir Christenmenschen zusammen gehören. Das Aufeinandertreffen und die Zusammenarbeit müssen auf Augenhöhe und im liebevollem Blick zu einander geschehen. Ich freue mich auf die Begegnungen mit Menschen aus der ganzen Welt, denen ihr Glaube am Herzen liegt und auf das Von- und Miteinander-Lernen.
Sie werden als „Steward“ nach Karlsruhe reisen. Was ist ein Steward überhaupt und was werden Ihre Aufgaben sein?
Stewards sind junge Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren aus der ganzen Welt, die bei der Vollversammlung ehrenamtlich arbeiten. In Karlsruhe werden 160 Stewards dabei sein, die aus verschiedenen Kirchen und Kontexten kommen. Die Aufgaben sind sehr unterschiedlich, es geht um die Umsetzung der Vollversammlung, um die Logistik und Kommunikation und um vieles, was die Versammlung im Hintergrund am Laufen hält, aber beispielsweise auch um Gottesdienstgestaltung. Die ganz konkreten Aufgaben erfährt man meist erst direkt vor Ort und durchaus auch kurzfristig. Es wird sicherlich oft vorkommen, dass man bis spät in die Nacht noch vor- und nachbereiten muss, damit die Delegierten am nächsten Tag ihre Tagesordnungen verfolgen können. Das Motto für Stewards ist dabei „work, pray and sweat“, also „arbeiten, beten und schwitzen“.
Von früheren ÖRK-Vollversammlungen gingen immer Impulse für die Landeskirchen und die Kirchengemeinden aus. In diesem Jahr lautet das Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Wie sind Ihre Erwartungen an Auswirkungen für das Leben in den Gemeinden?
Ich glaube, dass in der persönlichen ökumenischen Begegnung und Diskussion und besonders im gemeinsamen Gottesdienst-Feiern bei der Vollversammlung eine große Kraft liegt. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Menschen, die das vor Ort erleben, begeistert in ihre Heimatkontexte zurückkehren werden und andere mit Denkanstößen und frischem Tatendrang, was die Ökumene angeht, anstecken können. Außerdem möchte der ÖRK als Zusammenschluss von 352 christlichen Kirchen auch eine gesellschaftlich gewichtige Stimme sein, die sich aktiv für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzt. Vielleicht strahlt dieser Anspruch auch in die Gemeinden hinein: Ich hoffe, dass neue Impulse für das Engagement in drängenden Herausforderungen unserer Welt in die Gemeinden getragen werden.
Der ÖRK hat sich die „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ zum Ziel gesetzt. Allein dieser sperrige Begriff zeigt, wie schwierig es ist, die vielen christlichen Kirchen zusammen zu bringen. Wie sehen Sie die Chancen für die Zukunft der Zusammenarbeit?
Ich verstehe den ÖRK so, dass es nicht um Vereinheitlichung geht, sondern dass der Fokus auf die Gemeinsamkeiten im Glauben gelegt und Entdeckungslust für die Vielfalt christlicher Kirchen geweckt wird. Zusammen lässt sich mehr bewegen als allein. Außerdem stärken Begegnung und Austausch mit anderen immer auch das jeweils eigene Profil. Dementsprechend kann die ökumenische Zusammenarbeit Partner stärken, sowohl in der gemeinsamen Wirksamkeit als auch nach innen. In der Wahrnehmung der durchaus deutlich vorhandenen Verschiedenheiten mit einem liebevollen Blick können die Partner voneinander lernen. Das empfinde ich als einen zukunftsweisenden Umgang mit Differenzen. Auch das Abstimmungsprinzip nach Konsens anstatt nach Mehrheit, das der ÖRK für seine Arbeit einsetzt, ist ein sicherlich nicht immer einfacher, aber zukunftsfähiger Ansatz für eine nachhaltige, respektvolle ökumenische Zusammenarbeit.
Interview: Claudia Heider
Fortsetzung folgt:
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