Aktionstag – „Gerade im Krieg müssen wir über Frieden reden“

von Redaktion EKASuR

28.06.2023

Auch in Zeiten von Krieg und verhärteten Fronten nicht nachlassen, über Sicherheit neu nachzudenken, und nach Räumen zu suchen, in denen Frieden und Gerechtigkeit wachsen können.


Dazu hat der frühere badische Landesbischof Professor Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh beim Kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen am Fliegerhorst Büchel in der Eifel aufgerufen. „Gott bewegt sich, und wir lassen uns bewegen: Gerade im Krieg müssen wir über Frieden reden, auch mit den Feinden; gerade im Krieg setzen wir uns für Abrüstung und wirksame zivile Alternativen ein. Gerade im Krieg müssen wir die Atomwaffen abrüsten“, machte er in seiner Predigt am Haupttor des Luftwaffenstützpunktes der Bundeswehr klar.

Der frühere Landesbischof erinnerte an den Propheten Jona, der von Gott nach Ninive geschickt wurde, um dort zur Umkehr zu mahnen. „Ja, ich würde gerne Worte finden, die Menschen Mut machen zur großen Transformation, die wir so dringend brauchen. Ich hätte wie Jona Angst, nach Ninive zu gehen, zu den Atommächten, um dort laut zu rufen; aber wenn ich mich trauen würde, so wie Sie heute hier. Ich wünschte, sie würden auf uns hören, wie Ninive auf Jona gehört hat“, so Cornelius-Bundschuh.

Verhärtete Fronten

„Zurzeit sind die Fronten verhärtet. Krieg und Rüstung und Atomwaffen scheinen alternativlos. Da ist die Gefahr ist groß, dass wir hart werden wie Jona, und uns einfangen lassen von der Logik: die oder wir, gut oder böse“, mahnte der frühere Landesbischof. Doch Jona mache auch Mut, mit denen zu streiten, die in diesen Kriegszeiten Aufrüstung fordern und die deutsche Nuklearteilhabe jetzt wichtiger finden denn je. Cornelius-Bundschuh: „Gott bewegt sich und wir lassen uns bewegen: Gerade im Krieg müssen wir über Frieden reden, auch mit den Feinden; gerade im Krieg setzen wir uns für Abrüstung und wirksame zivile Alternativen ein. Gerade im Krieg müssen wir die Atomwaffen abrüsten!“

Gott wolle eine Welt, die nicht der „Freund gegen Feind“-Logik unterworfen sei, aber er löse auch die Spannung zwischen Recht und Erbarmen nicht auf, so der frühere Landesbischof. „Er stellt sich eindeutig und klar gegen die Großmacht, die auf bösen Wegen unterwegs ist. Gott steht auf der Seite der Opfer und der Gerechtigkeit und gebietet der Bosheit Einhalt. Aber es ist zugleich gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte.“

Und weiter sagte der Theologe: „Gott bewegt sich, damit ich, damit wir beweglich bleiben. Gott gibt uns die Widerstandskraft, die wir brauchen, um für weniger Gewalt und mehr Gerechtigkeit und Freiheit zu streiten, für eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen. Im Glauben an diesen beweglichen Gott brechen wir auf – in eine Zukunft ohne Atomwaffen“, betonte der ehemalige Landesbischof in Büchel.

Zum sechsten Mal am Fliegerhorst

Rund 120 Christinnen und Christen waren zu diesem Kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen an den Fliegerhorst in Büchel gekommen, darunter auch Helmut Müller, Pfarrer im Regionalen Dienst der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) Köln-Bonn sowie einige wenige Engagierte aus Kirchenkreisen, für die er zuständig ist. Aufgerufen zu dem Aktionstag hatten Christinnen und Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi.

Es war bereits der sechste Kirchliche Aktionstag in Büchel. Seit 2018 lädt die Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“ zu den Gottesdiensten und dem Kulturprogramm ein. Zu den bisherigen Predigern gehörten der ehemalige EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms, die frühere EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann, die westfälische Präses Annette Kurschus, der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und das ÖRK-Zentralausschussmitglied Professor Dr. Fernando Enns.

Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich

„Das Undenkbare denken bleibt eine ständige Aufgabe, um frühzeitig und umsichtig auf Gefahren aufmerksam zu machen“, betonte Dr. Thorsten Latzel, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in einem Grußwort, das in Büchel verlesen wurde. Dabei bezog er sich auf einen derzeit für unwahrscheinlich gehaltenen Atomwaffeneinsatz durch Russland. „Doch was unwahrscheinlich ist, ist eben nicht unmöglich“, machte er deutlich und fragt: „Schien nicht auch ein großer Territorialkrieg in Europa vor 2022 unwahrscheinlich?“

Deshalb sei es so wichtig, dass kirchliche Akteure auch dann warnend das Wort ergreifen, wenn eine Gefahr nur als Möglichkeit am Horizont erahnt werden könne. „Dafür ist es wichtig, dass Menschen öffentlich ihre Stimme erheben und für eine weltweite Abschaffung von Atomwaffen eintreten.“ Denn so lange Atomwaffen existierten, bestehe das Risiko, dass viele Menschen sterben und ganze Landstriche unbewohnbar werden.

Ort der Mahnung

Frieden nicht nur einfach suchen, sondern ihm nachjagen mit aller Energie, damit er Wirklichkeit werde, das sei der Auftrag von Christinnen und Christen, betonte auch der pfälzische Oberkirchenrat Markus Jäckle in einem schriftlichen Grußwort. Gerade auch im Angesicht des Krieges in der Ukraine, wo viele nach mehr Waffen rufen würden. „Es kann aber nicht sein, dass die Spirale der Waffengewalt einfach so immer höhergeschraubt wird, ohne zu bedenken, wohin es am Ende führen kann. Der Fliegerhorst Büchel steht dafür. Und ist so ein Ort der Mahnung.“

Auf Friedenslogik statt auf Kriegslogik setzen, dafür warb Beate Roggenbuck von der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung. Atomwaffen würden die Maximaleskalation bedeuten, deren Einsatz müsse ein Tabu bleiben, betonte sie. Darum sei eine Eindämmung der atomaren Bedrohung unverzichtbar. „Und hier haben die Kirchen eine besondere Verantwortung, die sie auch wahrnehmen müssen“, forderte sie in Büchel. Sie machte deutlich: „Wir müssen alles dafür tun, dass diese tödlichen Waffen abgeschafft werden.“

Marion Küpker vom Internationalen Versöhnungsbund gab einen aktuellen Überblick über die Proteste in Büchel, aber auch in Nörvenich und an vielen anderen Orten. Und Pfarrer Ingo Schrooten informierte über die langjährige Friedensarbeit seiner Kirchengemeinden Maifeld gegen Atomwaffen.

 

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„Kirchen gegen Atomwaffen“