Oder im Kirchenvorstand mehrere Wahlperioden lang mitgewirkt. Heute entscheidet sich der Nachwuchs eher für einen kürzeren Projekteinsatz. Oder für ein freiwilliges Engagement – gleich am kommenden Wochenende. Von jetzt auf gleich eine Grünfläche bepflanzen, in ein paar Stunden ist alles getan, zum Beispiel.

Dieser häufig beobachtete Trend ergibt trotzdem nicht das ganze, vollständige Bild, so die Erfahrung in der Freiwilligen-Agentur für den Rhein-Sieg-Kreis. Deren Leiterin Birgit Binte-Wingen weiß: „Freiwilliges Engagement hat sich verändert, aber es beschränkt sich nicht plötzlich auf kurzfristige projektmäßige Einsätze.“ Weiterhin entscheiden sich Menschen für langfristige Mitarbeit. Denn deren Wert ist vielen Menschen auch heute bewusst, erklärt die Leiterin der bei der Diakonie An Sieg und Rhein angesiedelten Freiwilligen-Agentur, die am 1. April vor nunmehr 20 Jahren die Arbeit aufgenommen hat.

Landrat Schuster: Wichtige Säule

Gratulant zum Jubiläum ist Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises: „Das Ehrenamt ist eine wichtige Säule, die unserer Gesellschaft die nötige Stabilität gibt. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir mit der Freiwilligen-Agentur hier in der Region einen engagierten Partner haben, der sich dieses wichtigen Themas annimmt. Ich gratuliere ganz herzlich zum 20. Geburtstag und wünsche viel Erfolg und gutes Gelingen für die weitere Arbeit.“

Der Wert langfristigen ehrenamtlichen Engagements zeigt sich beispielsweise bei den „Paten für Ausbildung“. Manchmal hilft ein Pate oder eine Patin nur über eine einzelne Hürde – zum Beispiel dabei, die Führerscheinprüfung zu bestehen, um dann den Wunsch-Job zu bekommen. Weiterhin gibt es Paten und Patinnen, die junge Erwachsene über viele Jahre begleiten: von der Suche nach einem Ausbildungsplatz über die Unterstützung während der Lehrjahre bis hin zur Hilfe auf dem Weg zum Meister. Das ist dann ein umfangreiches Portfolio, wie Birgit Binte-Wingen erläutert.

Reparierer, Sprachpatinnen, Tierschützer

Auch in Repair Cafés sind ehrenamtliche Reparierer zu finden, die über große Zeiträume dranbleiben. Zahlreiche Sprachpat*innen sind verbindlich über Jahre hinweg aktiv. Besuchs- und Hospizdienste sind dankbar für viele treue ehrenamtliche Unterstützung. Langfristiges Engagement gibt es auch in der Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit gemeinnütziger Organisationen, bei Angeboten von Kirchengemeinden für Familien, Kinder und Senioren, in der Organisation von Begegnungsstätten, in der Alltagsbegleitung von Menschen mit Behinderungen oder psychischen Beeinträchtigungen oder beispielsweise auch im Natur- und Tierschutz.

Zugleich gilt es die kurzzeitigen Einsatzmöglichkeiten aufzuzeigen – für diejenigen, die mit begrenztem Zeitbudget der Gesellschaft etwas zurückgeben möchten, indem sie eine Aufgabe übernehmen, ohne nach Geld zu fragen. Kulturevents in der Region beispielsweise sind da passende neue Einsatzfelder.

Digitale Engagementbörse gibt Orientierung

Seit nunmehr 20 Jahren bietet die Freiwilligen-Agentur die Beratung und Vermittlung in freiwillige Engagements. Begann die Suche nach dem individuell passenden Engagement in den ersten Jahren eher im persönlichen Beratungsgespräch, so orientieren sich Interessierte heute über das Netz. Dem kommt die digitale Engagementbörse der Freiwilligen-Agentur entgegen.

Birgit Binte-Wingen hat in den vergangenen zwei Dekaden „viele Situationen erlebt, in denen ich in den Gesichtern der Freiwilligen und denen, die unterstützt wurden, so viel Freude und Zufriedenheit gesehen habe“. Durch die Förderung der Freiwilligen-Agentur durch den Rhein-Sieg-Kreis konnte die Diakonie die Unterstützung von Beginn an kostenfrei für suchende Freiwillige und suchende Organisationen, Vereine, Verbände oder Gruppen anbieten.

Regelmäßige Weiterentwicklung

Diakonie-Geschäftsführer Patrick Ehmann: „Gemeinsam mit der Politik und Verwaltung des Rhein-Sieg-Kreises wurde die Freiwilligen-Agentur mit dem Ziel, bürgerschaftliches Engagement im Kreis zu fördern, ins Leben gerufen und immer wieder zeitgemäß angepasst. Dafür danken wir Politik und Verwaltung und freuen uns auf viele weitere Jahre der guten, fruchtvollen Zusammenarbeit. Ohne freiwillig engagierte Menschen würde es viele soziale Unterstützungen, kulturelle Angebote und Projekte im Natur- und Tierschutz nicht geben.“