Was hat die Pandemie mit den Menschen gemacht?

von Anna Neumann

16.11.2021

Kirche und Diakonie haben die Folgen der Pandemie erforscht, um wirksame Beratungs- und Hilfsangebote entwickeln zu können.


In Berlin wurde die Studie „Lebensgefühl Corona“ vorgestellt, die untersucht hat, wie unterschiedlich die Menschen in Deutschland mit der Pandemie umgegangen sind. Das Lebensgefühl der Menschen während der Corona-Krise ist höchst ambivalent – einfache Antworten reichen nicht mehr aus. Dies ist ein Ergebnis der qualitativen Langzeitstudie, mit der Kirche und Diakonie über ein Jahr die psychosozialen Folgen der Pandemie erforscht haben, um wirksame Beratungs- und Hilfsangebote entwickeln zu können.

Ein weiteres Ergebnis der Studie sind acht verschiedene Corona-Typen in der Gesellschaft. Mithilfe des neuen Online-Selbsttests „Pandem-O-Mat“ kann man ab sofort herausfinden, welchem dieser Typen man entspricht: pandemomat.de. Zu den Typen gehören: eie Achtsamen, die Ausgebrannten, die Denker*innen, die Empörten, die Erschöpften, die Genügsamen, die Mitmacher*innen und die Zuversichtlichen.

„Lebensgefühl Corona“ ist eine Studie der Evangelischen Zukunftswerkstatt „midi“, der Diakonie Deutschland, des größten christlichen Gesundheitsunternehmens Agaplesion gAG, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und des Markforschungsinstituts LIMEST.

Über ein Jahr hinweg wurden 50 Menschen aus einem Querschnitt der Bevölkerung dazu befragt, wie sie den Alltag in der Corona-Pandemie erleben, was ihnen in der Krise Halt und Orientierung verleiht und inwieweit Kirche und Diakonie dabei unterstützen. „Dadurch liegt erstmals im deutschsprachigen Raum eine Langzeitstudie vor, die einen unverstellten Blick auf das Lebensgefühl der Menschen in allen Phasen der Pandemie ermöglicht“, so der midi-Studienleiter Daniel Hörsch.

Die Studie hat auch untersucht, welche Rolle Kirche und Diakonie während der Pandemie für die Menschen gespielt haben. „Kategorien wie bei den Corona-Typen sind zwangsläufig immer etwas zugespitzt. Es ist aber das große Verdienst der Studie, dass sie die Zwiespältigkeiten im Erleben der Pandemie aufzeigt“, so Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland. Nur wer zu einer differenzierten Wahrnehmung fähig ist, könne wirksam helfen.

Die materiellen und die psychosozialen Folgen von Corona werden unsere Gesellschaft noch lange beschäftigen, so Lilie. Damit Einrichtungen von Diakonie, Kirche und anderen Wohlfahrtsträgern hier wirksam ihre Arbeit machen können, brauche es aber mehr als besseres Verstehen. „Wir brauchen nun verlässliche und flächendeckende Beratung und Angebote, besonders für die, die schon vorher nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen wie insbesondere die knapp drei Millionen Kinder in relativ armen Haushalten. Nicht nur für sie muss die Politik durch eine solide Finanzierung der Beratungsangebote nun die Basis für nachholende Chancen- und Befähigungsgerechtigkeit legen. Andernfalls drohen dieser Gesellschaft nach Corona Jahrgänge von Coronaverlierer*innen.“

 

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Studie und Test