Dr. Dorothea Ugi

Ordination von Dorothea Ugi – Hoffnungsperspektiven einzeichnen

von Anna Neumann

20.10.2022

Dr. Dorothea Ugi, für die sich wissenschaftliche Vertiefung und praktische Berufsausübung selten intensiv verbinden, wird am Sonntag, 30. Oktober, als Pfarrerin ordiniert.


Dr. Dorothea Ugi hat nach ihrer Promotion über Sterben und Tod in den vergangenen zweieinhalb Jahren als Vikarin nicht zuletzt immer wieder auch Menschen beerdigt. „Ich habe die Ergebnisse meiner Arbeit mit hineingenommen in die Trauergespräche“, sagt die Theologin, die ihr Vikariat in der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel-Königswinter absolviert hat und am Sonntag, 30. Oktober, als Pfarrerin ordiniert wird. Ihre nächste berufliche Station wird sich Pfarrerin zur Anstellung nennen; der Ort steht noch nicht fest.

Gebürtig aus Karlsruhe, aufgewachsen im ländlichen Umfeld, studierte Ugi zunächst Französisch und Evangelische Theologie fürs Lehramt in Gießen und im französischen Perpignan. Dann kam sie an die Uni Bonn für ihr Dissertationsvorhaben „Den Tod vor Augen. Systematisch-theologische Blicke auf thanatologische Entwürfe“.

Vielfältige Aufgaben

Durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung hat sie „Lust bekommen, in die Welt hinauszugehen und in Begegnung mit Menschen zu kommen“, wie sie erzählt. Und so begann ihr Weg in den Pfarrberuf, der für sie viele Vorzüge hat: kooperativ arbeiten, absolut vielfältige Aufgaben anpacken, Menschen begegnen. Weil sie sich selbst zur LGBTQ-Community zählt, will sie in Zukunft mitwirken, queeren Menschen spirituelle Räume zu öffnen. „Jesus hat sich mit Ausgestoßenen solidarisiert. Wenn nicht in der Kirche, wo dann?“

Ihr Vikariat, eine Art Referendarzeit der Pfarrer*innen, ist ganz wesentlich in Pandemie-Zeiten gefallen. Dorothea Ugi erzählt, dass sie nur wenige Taufen und Trauungen übernehmen konnte. Aber gestorben wird immer. „Bei Beerdigungen konnte ich viel Erfahrung sammeln.“ Hier verbindet sie Erkenntnisse ihrer Doktorarbeit mit dem Pfarrdienst. In der heutigen vielfältigen Gesellschaft seien Trauer und daraus entstehende Bedürfnisse mehr denn je individuell. „Es gibt keine Formel für den Kasus Trauer.“

Nachspüren, was Angehörige beschäftigt

Als Pfarrerin versteht die 36-Jährige ihre Aufgabe darin, nachzuspüren, was die Angehörigen beschäftigt. Viel zu oft würden Inhalte und Rituale übergestülpt, die gar nicht zu den Fragen, Gefühlen und Bedürfnissen der Trauernden passen. Vielmehr ist es ihr ein Anliegen, „aus dem großen reichen Schatz biblischer Narrative und christlicher Traditionen das Passende herauszusuchen. Und in das Geschehene und die Situation eine Hoffnungsperspektive einzuzeichnen, in denen sich die Menschen wirklich wiederfinden“. Die Theologin weiß zu schätzen, dass Kirche zu Sterben und Tod noch Kompetenz zugesprochen bekommt und möchte mit dieser Verantwortung auch in Zukunft respektvoll und dankbar umgehen.

Die Ordination übernimmt Superintendentin Almut van Niekerk. Der Gottesdienst am Sonntag, 30. Oktober, beginnt um 15 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Dollendorf, Friedenstraße 29, 53639 Königswinter.

 

Links

Gemeinde-Website und Link zur Dissertation