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Nach der Hochwasserkatastrophe – Gigantische Hilfsbereitschaft

von Anna Neumann

30.07.2021

„Die Hilfsbereitschaft ist gigantisch“, sagt Superintendentin Almut van Niekerk angesichts der beeindruckenden Spendengelder und praktischen Hilfen für die Leidtragenden der Hochwasserkatastrophe.


Superintendentin Almut van Niekerk betont: „Ich bin so dankbar, dass wir in solch einem Katastrophenfall ein enges Miteinander haben von Gemeinde vor Ort und kreiskirchlicher Unterstützung, von regionaler Hilfe im Verbund mit Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe.“ Nicht immer bekommen die verschiedenen Ebenen von Kirche und Diakonie alles voneinander direkt mit. „Aber gerade merken wir doch alle deutlich: Gemeinsam können wir vielen Menschen zur Seite stehen“, so van Niekerk, die selbst auch beim großen Aufräumen im Linksrheinischen mit anpackte.

Nach der Hochwasserkatastrophe kamen stante pede Gebet und Hilfen in vielfältiger Form aus dem Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein. Kurzfristig widmeten evangelische Kirchengemeinden ihre Klingelbeutelkollekten um. Zugleich schlossen sich Kirchenkreis und Gemeinden dem Spendenaufruf der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) an. Auch in anderer Form geht das Spendensammeln weiter. In der Evangelischen Kirchengemeinde Seelscheid erbrachte ein Benefizkonzert am vergangenen Sonntag 10.000 Euro für die Hilfsbedürftigen und für die Einsatzkräfte.

Aus dem schnell enorm angewachsenen Spendenaufkommen – es zeugt von der beeindruckenden Spendenbereitschaft allerorten – gehen längst erste Soforthilfen an die Leidtragenden des Hochwassers, das Mitte Juli im Landkreis Ahrweiler, im Kreis Euskirchen, im Rhein-Erft-Kreis und im Rhein-Sieg-Kreis eine Spur der Verwüstung zog.

Verwandte, Arbeitskolleginnen, Bekannte unterstützen

Über finanzielle Unterstützung hinaus packen Menschen aus dem Rechtsrheinischen bei Verwandten, Arbeitskolleginnen und Bekannten in den Hochwassergebieten tageweise mit an: Keller trockenlegen, verschlammte Wege und Innenhöfe freischippen, von den Wasserfluten ruiniertes Mobiliar aus Wohnungen und Häusern hinausschleppen, Treibholz einsammeln.

Ein Dutzend Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis An Sieg und Rhein engagieren sich seelsorglich: Sie betreuen die Menschen, die aus den Flutgebieten evakuiert wurden. In den Sammelunterkünften befinden sich auch große Gruppen, denn es wurden u.a. Altenheime komplett evakuiert. Andere Kolleginnen und Kollegen aus dem Pfarrdienst unterstützen kurzfristig die Notfallseelsorge.

Hotline für Belastete

Die Kirchen haben eine Seelsorge-Hotline für Menschen geschaltet, die unter den Folgen der Unwetterkatastrophe leiden. Sie ist täglich auch am Wochenende von 9 bis 18 Uhr von evangelischen und katholischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern, Pfarrerinnen und Pfarrern aus Bonn besetzt. Die Nummer lautet 0700 11 000 11 219.

Die Seelsorge-Hotline ist ein Angebot für Evakuierte, die in Bonn untergebracht sind, für Gastgeber von Evakuierten, die durch die Sorge um ihre Gäste belastet sind, für Menschen aus Bonn, die helfend vor Ort waren und unter belastenden Eindrücken stehen oder durch Verwandte, Freundeskreis und Kollegen und Kolleginnen in den betroffenen Gebieten mitbetroffen sind.

Notfallseelsorge seit der Hochwassernacht aktiv

Sie sind seit der Nacht, als die Flüsse alle bisherigen Pegelstände rissen, im Einsatz wegen der Unwetter-Katastrophe: die Mitarbeitenden der Ökumenischen Notfallseelsorge Bonn / Rhein-Sieg. Sie kümmern sich um die Menschen, die Hab und Gut eingebüßt, die Angehörige oder auch Nachbar*innen verloren haben. Seelsorge, Gespräch und Beistand – damit stehen sie den Betroffenen zur Seite, insbesondere auch Rettungskräften.

Albrecht Roebke, der evangelische Notfallseelsorger für die drei Kirchenkreise An Sieg und Rhein, Bad Godesberg-Voreifel und Bonn, bewältigte wie nebenher auch zahlreiche Interviews. Regionalzeitungen und „Zeit“, Deutschlandfunk und Radio Bonn-Rhein-Sieg erklärte der Notfallseelsorger diese Erste Hilfe für die Seele. Wenn sie mitansehen müssen, dass Menschen von Wassermassen weggerissen werden. Wenn sie Tote in überfluteten Tiefgaragen vorfinden. Wenn Menschen ihre Wohnung, ihre Möbel und das Fotoalbum verlieren. Wenn alles weg ist und nichts mehr sicher erscheint. Notfallseelsorge begleitet dann auf dem Weg, langsam wieder Selbstwirksamkeit zu erlangen, und (Gott-) Vertrauen.

Spenden aus Afrika und Asien

Berührend und ungewohnt: Spenden für die Opfer der Hochwasserkatastrophe kommen u.a. aus Partnerkirchen in Afrika, Indonesien und Hongkong. Über die Vereinte Evangelische Mission (VEM), die Gemeinschaft evangelischer Kirchen in drei Kontinenten, kamen mehr als 7.000 Euro Soforthilfe aus Indonesien. Die Hongkonger Partnerkirche sandte 10.000 Euro. 20.000 Euro schickten 14 afrikanische VEM-Mitgliedskirchen aus Botsuana, der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun, Ruanda, Südafrika und Tansania.

 

Link

Spendenkonto der Diakonie RWL

Audio-Links

Interviews mit Notfallseelsorger Pfarrer Albrecht Roebke

Weltweite Anteilnahme

Stimmen aus der ganzen Welt