Nach dem schweren Unwetter – Waschen, trocknen, kärchern

von Anna Neumann

18.06.2021

Das gewaltige Unwetter Anfang Juni traf auch eine Tagesmutter. Sie ist dankbar, dass sie vorübergehend in der evangelischen Gemeinde Oberpleis Räume für die Kinderbetreuung nutzen kann


Tag 9

Zum Glück strahlt die Sonne auch an diesem Tag. So kommt das Trocknen gut voran. Auf der Wiese, zwischen Kinderrutsche und Babystühlchen, sind hunderte Bilder ausgelegt. Damit sie trocknen. Und damit sie beim Trocknen nicht für immer zusammenkleben.

Auf Reckchen hängen Textilien zum Trocknen. In Kisten liegen die Gardinen und warten auf die Wäsche. Werden sie jemals wieder sauber und gebrauchsfähig werden? In einem anderen Karton Duplosteine: Wenigstens sie glänzen schon wieder einigermaßen.

Die Zufahrt vorm Haus verstellt ein Container, er ist komplett voll: Unendlich viel Einrichtung lässt sich nicht mehr retten. Das gewaltige Unwetter vom 4. Juni hat das „KinderKörbchen“ in Wahlfeld zerstört. Verschlammte Räume, versautes Inventar.

Tag 7

Die fünf Kleinkinder müssen sich noch einmal an ein neues Gesicht gewöhnen: Eine neue Praktikantin startet im „KinderKörbchen“ und hilft bei der Betreuung. Für die Minis die vorerst letzte Umstellung. Und die vergleichsweise harmloseste.

Tag 6

Endlich können die vier Mädchen und der Junge, alle zwischen eineinhalb und zweieinhalb Jahren, zum ersten Mal wieder zu ihrer Tagesmutter Yvonne Streuper. Die Evangelische Kirchengemeinde Oberpleis ist unbürokratisch eingesprungen und überlässt der kleinen Schar ihr Gemeindehaus. Eine Notlösung. Nur bis 16. Juli.

Sie kannte die Räumlichkeiten, ihre beiden Kinder sind ja auch in der Gemeinde konfirmiert. „Ich bin der Gemeinde sehr dankbar dafür.“ Jetzt ist es für die Tagesmutter „die reinste Erholung“, einfach wieder einmal die Tageskinder zu betreuen. Deren Eltern, findet Yvonne Streuper, haben schließlich zehn Chefs. Sind dringend darauf angewiesen, dass die Betreuung wieder weitergeht. Zieht man das Wochenende ab, waren es nur drei Tage bis zum Neustart im Gemeindehaus.

Tag 1

Wir hatten uns Essen bestellt, erzählt Yvonne Streuper von jenem Freitagabend, der entspannt begann. Dann stutzte der Sohn, weil er sah, dass sich außen am Esszimmerfenster Regenwasser staute. Im Handy hat Yvonne Streuper ein Video vom nächsten Augenblick: Die Terrasse, die auch hinunter zum Souterrain mit den Räumlichkeiten des „KinderKörbchens“ führt, hatte sich in einen Wasserfall verwandelt. Und dann wars ein See. Braune Brühe im kompletten Souterrain.

Strom und Warmwasser waren dann ausgeschaltet. Die Feuerwehr, direkt alarmiert, kam so schnell sie konnte, schaffte es wegen der vielen Einsätze aber erst gegen halb zwölf. Die Familie versuchte zu retten, was zu retten war. Eine der beiden Katzen – im „KinderKörbchen“ vom Wasserpegel eingeschlossen. Als die Tür der Einliegerwohnung aufsprang, schwemmten Wassermassen in den Flur und in den Nähkeller – da war Yvonne Streuper.

Tag 2 und 3

Am Wochenende nach dem Katastrophenfreitag kamen viele gute Freunde vorbei. Zum Helfen, freiwillig, unaufgefordert, „es hat uns sehr gerührt“.

Tag 9

Der Estrich wird wohl erneuert werden müssen. Der Putz ebenso. Dieses Jahr wird die Tagesmutter die fünf Kinder wohl nicht mehr am angestammten Ort betreuen können. „Die Leute in Hennef haben viel mehr verloren“, sagt Yvonne Streuper.

Gleich in der ersten Nacht haben Yvonne Streuper, ihr Mann und ihre beiden Kinder bis gegen drei geschuftet. Und seither geht das jeden Tag so weiter. Neben ihren normalen Pflichten.

Ausräumen und aufräumen, kärchern, waschen oder wegwerfen, „es ist nicht sehr viel zu retten“. Schlimm findet Yvonne Streuper den Gestank. Von jetzt auf gleich brachte sie keinen Bissen mehr runter.

Das Haus liegt nicht wirklich in Hanglage. Dennoch: Das schwere Unwetter spülte nicht nur Regen ins Haus, nicht nur Lehm, sondern auch – wohl von der etwas oberhalb gelegenen Weide – Dung.

„Bitte kein Mitleid, das ertrage ich nicht“, macht Yvonne Streuper eine Ansage und betont, dass Hilfe von Freunden und Nachbarn unendlich gut tat. Duschen können, Fuhren von Wäsche gemacht bekommen. Auch dafür ist sie dankbar.