Heilsames Singen in der Siegburger Klinikkapelle

Krankenhausseelsorge bietet “Heilsames Singen“ – „Wie innere Massage“

von Anna Neumann

22.07.2021

„Ich war lange krank. Das hier tut mir körperlich und seelisch gut“, sagt die Frau mit dem Kurzhaarschnitt, die mit ihrem Hackenporsche gekommen ist.


Die Siegburger Heliosklinik und ihre Krankenhauskapelle liegen nur wenige Gehminuten von Markt, Fußgängerzone und ICE-Bahnhof. So ist es quasi ein Katzensprung zum „Heilsamen Singen“, dem Angebot der evangelischen Klinikseelsorge. Es findet jeden Donnerstag um 15 Uhr statt.

Die Idee des „Heilsamen Singens“ kommt aus der Musiktherapie und wird vom Verein „Singende Krankenhäuser e.V.“ in Deutschland verbreitet. Wegen Corona war das Singen richtig lange ausgesetzt. Jetzt geht es wieder weiter – sicherheitshalber mit FFP2-Maske und echt großem Abstand.

Falsche Töne gibt es nicht

„Willkommen in diesem Raum, willkommen, was in mir schwingt…“ – die Dreiviertelstunde „Heilsames Singen“ beginnt mit Warmingup und einem Begrüßungs-Song. Singleiterin Susanne Wagner stellt klar: „Es gibt keine falschen Töne.“ Hier wird nicht für Auftritte geprobt, hier wird einfach zusammen gesungen.

Einfach ist wörtlich gemeint: Melodien und Texte lassen sich leicht aufnehmen und merken. Schnell kann man miteinstimmen. Einmal ist es auch eine bekannte Melodie.„Hejo, spann den Wagen an“ ist umgetextet: „Hejo, trau auf deine Kraft“.

Von Gott bedingungslos geliebt

Eingebettet in die Mitte der beiden Singteile ist eine Lesung mit Auslegung. Diakonin Gunhild Zimmermann liest Psalm 25: „Mein Gott, auf dich vertraue ich“ und versichert den Teilnehmenden: „Auch wenn wir geschundene oder verletzte Menschen sind: Wir sind von Gott bedingungslos geliebte Menschen.“

Die Diakonin wird das „Heilsame Singen“ mit Fürbitte, Vaterunser und Segen auch abschließen. Aber erst einmal folgt der zweite Teil: „Tief in mir bin ich Kraft, bin ich Liebe vom Licht bewacht“, heißt es in einem der weiteren Lieder.

Übertragung in die Krankenzimmer

Nachdem zwischendurch ein Mann herein- und nach ein, zwei Liedern wieder hinausspaziert war, sind wie häufig Frauen unter sich, die dieses Angebot in der Kapelle wahrnehmen. Wobei: Übertragen wird das Singen über die Fernsehgeräte in jedes Krankenzimmer, so dass die Patient*innen alle medial teilnehmen können.

Die Teilnehmerinnen singen sich warm, Strophen werden wiederholt. Mantraartig, wie die Diakonin sagt, die weiß: „Singen stärkt das Immunsystem und die Wundheilung, es löst das Kopfkino, erlöst vom Gedankenkarussell.“ Singen hebt die Stimmung. „Es ist wie eine innenkörperliche Massage.“

Spezielle Fortbildung, spezielle Liederbücher

Die beiden so genannten Singleiterinnen, die das „Heilsame Singen“ in der Heliosklinik in Siegburg abwechselnd leiten, haben eine spezielle Fortbildung durchlaufen, greifen auf spezielle Liederbücher zurück. Das Liedgut differenziert sich aus, es gibt besondere Lieder: bei Depression, bei der Lungenkrankheit COPD, bei Parkinson.

Das Angebot ist offen, nicht nur Patientinnen und Patienten der Klinik vorbehalten. Und das findet Interesse: Teilnehmerinnen kommen aus Bonn, Troisdorf oder Lohmar. Manche haben eine  Vorerkrankung, andere pflegen Angehörige und lieben diese kleine Auszeit für sich selbst, erzählt die Krankenhausseelsorgerin.

Spenden benötigt

Was ihr im Moment Sorge bereitet: Das Projekt ist auf Spenden angewiesen. Und die braucht es jetzt auch, denn die Finanzierung für kommendes Jahr steht noch nicht.

Die Zeit verfliegt. Hinterher ist noch Zeit für Pläuschchen. Eine Teilnehmerin erklärt: „Ich komme gern hierher. Das ist eine Lebensstütze.“ Die Rentnerin mit dem Lockenschopf kommt jeweils aus Hennef. Sie ist die Gründerin des Labyrinths im Kurpark.

Anna Neumann

 

Link

Krankenhausseelsorge im Helios-Klinikum Siegburg