Foto: unsplash.com

Weihnachtsbotschaft – Das Heil steckt noch in den Windeln

von Almut van Niekerk

23.12.2022

Es begab sich aber zu einer ganz anderen Zeit, dass ein Gebot ausging vom russischen Präsidenten, die Ukraine zu überfallen. Und so rollten die Panzer, und die Drohnen schlugen ein.


Viele Zehntausende junge Männer starben, dazu Frauen, Alte und Kinder.

Da machten sich viele auf, weil sie aus ihren Heimatstädten fliehen mussten, auch Oleksij und Mariya, die war schwanger. Da kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in irgendein Tuch, das greifbar war, denn das medizinische Material wurde an anderer Stelle gebraucht.

Damals und heute: Die Weltgeschichte predigt gegen Weihnachten. Es gab und gibt nie einen richtigen Zeitpunkt für Weihnachten.

Und es waren Menschen in derselben Gegend draußen auf den Straßen. Die machten dort gegen Abend ein Feuer, denn ihre Häuser waren von Raketen getroffen. Einer zeigte den anderen auf dem Handy ein Bild von dem Herrn Herrscher in Moskau, der in einer Kirche eine Kerze anzündet. Die Menschen inmitten der Ruinen schüttelten die Köpfe. Aber die Herodesse dieser Welt haben schon immer ein falsches Spiel getrieben, verbreiten Fake News, lieben die Inszenierung und ziehen doch ihr Ding durch.

Maria und Josef haben damals nur Quartier in einem zugigen Stall bekommen. Das Ergebnis: Jesus hat Stallgeruch. Die widersprüchlichen Situationen des Lebens kennt er von Anfang an. Er ist der Heiland, der Heiler, der Leib, Seele und soziale Verhältnisse heilt. Er tröstet und stiftet zu Widerspruch und Widerstand an.

Die weihnachtliche Geburtsgeschichte ist deshalb immer auch eine politische Geschichte, ein Fanal, eine Ermutigung für alle Freiheitskämpfer. Das Heil steckt noch in den Windeln. Aber es ist noch nicht aller Tage Abend. Ich wünsche uns allen an diesem Weihnachtsfest, hoffnungsvoll und mutig in die Zukunft zu schauen.

 

Almut van Niekerk
Pfarrerin
Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein

Superintendentin Almut van Niekerk Foto: Anna Siggelkow

mehr lesen

Ja, jede und jeder darf in die Kirche gehen, sie steht jedem offen. Nein, es gibt keine Kleidervorschriften für den Gottesdienst. Ein Knigge für den Kirchgang bei evangelisch.de

Weihnachten ist Trost, Hoffnung und Provokation, sagt die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich. Ihr Weihnachts-Interview bei ekd.de

Weihnachten gut und schön – aber was ist, wenn man einsam ist? Bei ekir.de gibt es Tipps gegen Trauer und Einsamkeit an Weihnachten